Kimi Räikkönen: In dieser Saison sammelte der Finne erst 17 WM-Punkte Foto: Getty

Als Motivator für Fernando Alonso hatte Ferrari Kimi Räikkönen geholt, doch dieser Plan ist bislang nicht aufgegangen. Noch hält der Geduldsfaden von Präsident Luca di Montezemolo.

Als Motivator für Fernando Alonso hatte Ferrari Kimi Räikkönen geholt, doch dieser Plan ist bislang nicht aufgegangen. Noch hält der Geduldsfaden von Präsident Luca di Montezemolo.

Montreal - „Ich dachte, dass der Wechsel zu Ferrari das Beste ist für mich“, sagt Kimi Räikkönen trocken. Und dann muss er die großen Fragezeichen in den Gesichtern der Reporter bemerkt haben und schiebt hinterher: „Ich bin immer noch dieser Meinung.“ Ein erstaunlicher Schluss, schließlich kämpfte der Finne vergangenes Jahr im Lotus noch um Grand-Prix-Siege – 2014 beschränken sich seine Höhepunkte auf zwei siebte Plätze.

Nach einem knappen Drittel der Saison liegt der Ex-Weltmeister 105 Zähler hinter WM-Spitzenreiter Nico Rosberg. Was er wohl eher verschmerzen kann im Vergleich zu den 44 Zählern, die sein Teamkollege Fernando Alonso mehr auf dem Konto hat. Kimi R. spielt in der Formel 1 keine Rolle und bei Ferrari nur die zweite Geige.

Auch beim Jubiläumsrennen an diesem Sonntag beim Großen Preis von Kanada (20 Uhr/RTL) werden seine 21 Konkurrenten nicht an den Fahrbahnrand lenken, wenn der Ferrari mit der Nummer 7 im Rückspiegel auftaucht – es steht für den 34-Jährigen zu befürchten, dass sein 200. Grand Prix keinen Grund für ausgelassen Feiern liefern wird. „Ich bin mir sicher, das ist ein Meilenstein, auf den ich in einigen Jahren mit Stolz zurückblicken werde“, meint der Iceman gewohnt lakonisch und weist eigens darauf hin, dass ihn sein Arbeitgeber auf dieses Jubiläum aufmerksam gemacht hatte.

Dabei brechen die Personen in der Chefetage der Scuderia auch nicht in Euphorie aus, wenn sie Räikkönens Arbeitsnachweise studieren. Geholt hatten sie den 34-Jährigen, um Fernando Alonso mehr Feuer zu machen. Präsident Luca di Montezemolo war überzeugt, dass es sich der Spanier ein wenig zu behaglich gemacht habe im Schoße der Scuderia. Der Nordmann sollte den Asturier unter Druck setzten, die Ferraristi in aller Welt wollen wieder einen Titel. Doch dieser Plan war (bislang) ein Satz mit X.

Nun weiß der interessierte Formel-1-Fan, dass selbst der begnadetste Fahrer in einem Durchschnittsauto unter Normalbedingungen nicht gewinnen kann. Was die Sache für Ferrari noch verzwickter gestaltet: Denn der Finne ist in der Szene nicht dafür bekannt, viel Zeit mit Ingenieuren und Entwicklungsarbeit zu verbringen – so bleibt die Aufgabe, den Ferrari schneller zu machen, fast komplett an Alonso hängen. Diese Arbeitsverteilung ist einem gedeihlichen Miteinander in der Scuderia auch nicht wirklich förderlich.

Noch hat di Montezemolo Geduld. Aber die ist endlich, wie sich bei der Trennung von Teamchef Stefano Domenicali gezeigt hat. Räikkönen lässt sich nicht beunruhigen, was im Grunde niemand erstaunt. Er sagt nur: „Ich bin sicher, dass wir dorthin kommen, wo wir hinwollen.“ Nach einer Pause fügt er an: „Nicht dieses Jahr, sondern in Zukunft.“ Sein Vertrag läuft im Dezember aus.