Der neue Ferrari hat eine deutlich kürzere Nase als sein Vorgänger Foto: Ferrari

Der neue Ferrari ist da – eine Wohltat fürs Auge ist Sebastian Vettels künftiger Dienstwagen auf jeden Fall. Wie gut er für die Attacke auf Weltmeister Mercedes ist, zeigt sich aber erst von Montag an bei den Formel-1-Testfahrten. Ferrari hat in dieser Saison ein Ziel: um die WM kämpfen bis zum Finale.

Maranello - Jean Alesi war tatsächlich ein wenig enttäuscht.„Wir müssen verstehen, dass wir im Zeitalter des Internets leben. Die Leute sind früher zum Einkaufen noch rausgegangen, jetzt machen sie alles online von zu Hause aus“, meinte der ehemalige Ferrari-Pilot. Der Franzose, der von 1989 bis 2001 in der Formel 1 aktiv war, findet es ziemlich schade, dass Fahrzeugvorstellungen nicht mehr so zelebriert werden wie noch vor etwa zehn Jahren. „Ich vermisse die Atmosphäre der früheren Präsentationen, als man sehen konnte, wie alle auf die neue Kreation geblickt haben“, sagte der 51-Jährige. Wie in den Jahren zuvor ging die Präsentation der Scuderia im Internet online über die Bühne – vorbei sind die Zeiten großer Events, die mit riesigem Tamtam aufgezogen wurden und zu denen Hunderte Menschen gekommen sind.

Immerhin geriet Sebastian Vettel beim Anblick der neuen „roten Göttin“ ins Schwärmen. Schmaler, schnittiger und mit einer Reminiszenz an die Vergangenheit haben Ferraris Ingenieure und Designer das Fahrzeug mit der Bezeichnung SF16-H für den Angriff auf Branchenprimus Mercedes ausgestattet. „Er sieht toll aus“, meinte der viermalige Weltmeister mit strahlenden Augen. „Wir hoffen, dass es ein Sieger-Auto ist“, sagte Teamchef Maurizio Arrivabene am Firmensitz in Maranello.

Der neue Ferrari erinnert mit seiner Lackierung vor allem auch an den legendären Wagen von Niki Lauda Mitte der 1970er Jahre. Rund vier Jahrzehnte später ist die Airbox, der Bereich unmittelbar hinter dem Cockpit, wieder weiß. Direkt am Lufteinlass sind zudem die italienischen Nationalfarben angebracht. „Unser Antrieb ist die Leidenschaft“, betonte Maurizio Arrivabene, der von seinen beiden Piloten in einem Einspieler vor der Präsentation mit einem Straßen-Ferrari abgeholt wurde. „Wir sind spät dran“, rief er grinsend seinen weltmeisterlich dekorierten Chauffeuren zu. Dennoch begann die Online-Präsentation mit leichter Verzögerung.

Tiefgreifende Veränderungen bei Ferrari

Sebastian Vettel gewann von 2010 bis 2013 viermal in Folge mit Red Bull den WM-Titel, Kimi Räikkönen ist noch immer der bis dato letzte Ferrari-Weltmeister, im Jahr 2007 holte er sich ziemlich überraschend auf den letzten Drücker die Fahrer-Meisterschaft. Neun Jahre nach dem Triumph des kühlen Nordmannes will das deutsch-finnische Duo für die Wachablösung in der Formel 1 sorgen und Mercedes mit dem Dreifach-Champion Lewis Hamilton (England) sowie Zweifach-Vize Nico Rosberg (Wiesbaden) stoppen.

Vom kommenden Montag an treffen die Hautpakteure der vergangenen und vermutlich auch der neuen Saison wieder aufeinander, wenn auf dem Grand-Prix-Kurs in Montmelo bei Barcelona Teil eins der insgesamt achttägigen Testfahrten startet. „Montagabend können wir ein bisschen mehr sagen“, kündigte Arrivabene mit Blick auf das Potenzial des schmucken Boliden in Rot und Weiß an. Dann wird auch der neue Silberpfeil erstmals zu sehen sein, am Freitag sollte ihn Nico Rosberg aber schon mal abseits der Öffentlichkeit fahren. Der neue Mercedes wird am Montag auf der Rennstrecke direkt vor Beginn der Tests vorgestellt. Am 20. März beginnt dann die Saison 2016 im Albert Park von Melbourne, die Saison besteht aus insgesamt 21 Rennen.

Nachdem 2015 für Ferrari ein Lehrjahr nach tiefgreifenden personellen Umstellungen war – auch die Ankunft von Vettel stellte eine Zäsur dar – , scheuten sich die Scuderia-Protagonisten diesmal nicht mehr mit klaren Kampfansagen an Mercedes. „Vergangenes Jahr sind wir Zweiter geworden. Es ist ein weiterer Schritt, hoffentlich hilft uns das Auto, diesen zu gehen“, meinte der Heppenheimer. „Wir wollen bis zum Ende um die WM kämpfen“, betonte Arrivabene. Allerdings wisse er, dass das nicht einfach werde: „Unsere Konkurrenz schläft ja nicht.“