Einer der Mercedes-Silberpfeile im Windkanal von Brackley. Foto: Mercedes

Mercedes steht in der am 15. März in Melbourne beginnenden Formel-1-Saison vor einer großen Aufgabe: Das Team will sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurs-Titel verteidigen. Für diese Ziele arbeiten etwa 1300 Menschen an den Standorten Brackley und Brixworth in Mittelengland ziemlich hart – doch sie tun es gerne.

0,00254 Millimeter oder 0,001 Inch entsprechen einem Micron. Das ist die Einheit, die bei Mercedes AMG High Performance Powertrains in Brixworth alles bestimmt. In der Produktion der Antriebsstränge für die Formel-1-Silberpfeile gilt ein Micron als Toleranz. 0,00254 Millimeter, dies ist mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar; nur zum Vergleich: Ein menschliches Haar misst im Durchmesser etwa 0,0898 Millimeter, das sind etwa 35 Micron. Höchste Präzision ist das Maß aller Dinge in Brixworth.

Dass dies erfüllt wird, darüber wacht Andy Cowell. Der Brite aus Blackpool ist seit 2013 Chef der High-Tech-Schmiede, ein passionierterer Motorenmann ist wohl kaum zu finden – nach Abschluss seines Maschinenbau-Studiums widmete sich der heute 46-Jährige sofort Formel-1-Maschinen; erst bei Cosworth, dann kurz bei BMW und danach wieder bei Cosworth, 2005 wurde er von Mercedes-Ilmor angeworben, der Vorgängerfirma von Mercedes AMG High Performance Powertrains.

„In Brixworth wurde in den vergangenen vier Jahren sehr viel investiert“, sagt Cowell, wie viel, verrät er nicht – gemessen an den beiden neuen, futuristischen Hallen dürfte es ein stattlicher zweistelliger Millionenbetrag gewesen sein. „Die kurzen Wege von den Ingenieurbüros in die Produktionsstätten sind ein Trumpf“, sagt er, „wir schreiben keine E-Mails, wir sprechen miteinander – die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch ist ein wichtiger Punkt. Probleme werden sofort erledigt.“

In der Endmontage tragen die Techniker fusselfreie Kleidung

In Brixworth wird jeder Cent in die Produktion investiert. Andy Cowell lebt es vor: Sein lichtdurchflutetes Büro glänzt durch sachliche Schlichtheit – Schreibtisch und Besprechungstisch, eine Vitrine mit Medaillen, ein Schrank mit Ordnern, ein riesiger Flachbildschirm und Silberpfeil-Fotos hängen an den Wänden. Wenn er mit seinen Ingenieuren reden will, muss er nur 20 Meter gehen ins Großraumbüro, das 20 mal 30 Meter misst, in dem in kleinen abgetrennten Boxen etwa 50 hoch bezahlte Techniker vor ihren Bildschirmen sitzen und darüber sinnieren, wie die Antriebseinheit des Silberpfeils verbessert werden könnte. „Das ist das Gehirn der Firma“, sagt Cowell, „die Halle nebenan, die Produktion, sie ist das Herz.“