Die meiste Zeit stand der Red Bull in der Garage Foto: Getty

Katastrophe? Desaster? Oder doch nur ein kleiner Nasenstüber? Für Red Bull hat die Formel-1-Saison denkbar schlecht begonnen. Nach dem Testauftakt in Jerez fand sich das Weltmeister-Team in der Kilometer-Statistik auf Platz neun wieder – eingerahmt von den notorischen Hinterbänklern Marussia (Rang 10) und Caterham (8).

Jerez de la Frontera - Katastrophe? Desaster? Oder doch nur ein kleiner Nasenstüber? Für Red Bull hat die Formel-1-Saison wie für einen Schulanfänger begonnen, der sich auf die erste Klasse gefreut hatte, aber feststellen musste, dass lediglich harte Holzstühle im Raum stehen. Nach dem Testauftakt in Jerez fand sich das Weltmeister-Team in der Kilometer-Statistik auf dem letzten Platz wieder – hinter den notorischen Hinterbänklern Caterham und Marussia. „Das war ein sehr schwerer Test für uns“, gab Teamchef Christian Horner zu, nachdem der Rennstall sein Fahrzeug wegen Problemen auch am letzten Testtag vorzeitig aus dem Verkehr gezogen hatte.

Nicht einmal eine Grand-Prix-Distanz von rund 300 Kilometern hatten die beiden Piloten absolviert, Sebastian Vettel und sein neuer Kollege Daniel Ricciardo (Australien) sammelten im neuen RB10 zusammen lächerliche 92,988 Testkilometer. Sogar Marussia brachte es auf 133 Kilometer; wobei noch erwähnt werden muss, dass Lotus gar kein Auto nach Andalusien verfrachtet hatte. Am ersten verpatzten Tag hatte Horner noch ironisch gemeint, „immerhin haben wir ein Auto nach Jerez gebracht“; nun dürfte seine Laune ähnlich trist sein wie der englische Winter um die Red-Bull-Teamzentrale Enstone. „Wir hatten eine Vielzahl an Renault-Problemen und ein Problem mit der Kühlung des Chassis, die unseren Fortschritt beeinträchtigt haben“, räumte der Brite ein. Das könnte mit der Bauweise des RB10 von Adrian Newey zusammenhängen. Wieder versuchte der Designer alle Teile möglichst kompakt zu verbauen – und ging womöglich zu weit.

Der Rote Bulle bockt gewaltig. Zunächst vermuteten Horners Führungskräfte, der Schwarze Peter liege bei Triebwerkslieferant Renault – auch die von den Franzosen belieferten Toro Rosso und Caterham hatten Ärger. Doch im Gegensatz zu Red Bull bekamen die Ingenieure der anderen Rennställe die Macken ihrer Autos zumindest einigermaßen in den Griff. Zudem wehrte sich Renault energisch gegen die Schuldzuweisung. Horner wollte kein Öl in die (noch) kleine Flamme gießen. „Trotz der fehlenden Kilometer zeigt unser Gelerntes, dass die Probleme bis zum nächsten Test lösbar sind“, sagte der 40-Jährige, „Teil des Zwecks dieses frühen Tests war, über die Probleme vor dem Start in die Saison zu lernen.“ Und Renault versprach, bis zum nächsten Test in Bahrain (19. bis 22. Februar) den Antriebsstrang von Motor, Getriebe und Energierückgewinnungssystem (ERS) zu überarbeiten.

Der Musterschüler der noch jungen Saison heißt Mercedes. Nico Rosberg spulte am Freitag eine Rennsimulation über 318,816 Kilometern ohne sichtbare Probleme ab, insgesamt brachte es der Silberpfeil auf 1368,252 Kilometer. Der Antriebsstrang harmoniert mit dem Chassis, wie die Ergebnisse von McLaren und Williams belegten, die beide Mercedes-Kunden sind. Toto Wolff war erstaunt. „Wir hatten erwartet, dass es holpriger wird“, sagte der Mercedes-Motorsportchef, „wir sind viel mehr zum Fahren gekommen, das bringt natürlich einen Vorteil. Aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben, die anderen werden aufholen.“ Und dabei wird der Österreicher vor allem an Red Bull und Renault gedacht haben.