Wie reagiert die FIFA auf die Proteste in Iran? Foto: dpa/Christian Charisius

Die Proteste im Iran lassen auch in der Sportwelt nicht nach. Eine Frauenrechtsbewegung fordert nun den Ausschluss des Nationalteams von der WM.

Mutige Proteste, ein festgenommener Ex-Nationalspieler - und nun auch noch die Forderung nach einem WM-Ausschluss. Die Demonstrationen gegen das umstrittene Mullah-Regime in Iran nach dem Tod von Mahsa Amini erschüttern längst die Fußballwelt und setzen nicht erst seit Freitag vor allem den Weltverband FIFA unter Druck.  

„Warum sollte die FIFA dem iranischen Staat und seinen Vertretern eine weltweite Bühne geben?“, fragte die iranische Frauenrechtsbewegung Open Stadiums in einem Offenen Brief an FIFA-Boss Gianni Infantino - und schob eine unmissverständliche Botschaft hinterher: „Wir fordern die FIFA auf, den Iran unverzüglich von der WM 2022 in Katar auszuschließen.“

Der iranische Staat lehne es „nicht nur ab, Grundrechte und Menschenwürde zu respektieren. Er foltert und tötet sein eigenes Volk“, hieß es in dem auf Twitter veröffentlichten Schreiben: „Wo sind die Grundsätze der FIFA-Statuten in dieser Hinsicht?“ Bislang schweigt der Weltverband, eine SID-Anfrage ließ die FIFA unbeantwortet. Der Iran trifft in Gruppe B auf die USA, England und Wales.

Hossein Mahini festgenommen

Amini war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei unter ungeklärten Umständen gestorben. Die 22-Jährige war am 13. September wegen des Vorwurfs festgenommen worden, das islamische Kopftuch nicht den strikten Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Im Iran wird seitdem landesweit gegen den Kurs der Regierung demonstriert, es gab zahlreiche Todesopfer.

Auch außerhalb des Landes setzen Iraner Zeichen. Sardar Azmoun von Bayer Leverkusen etwa hatte sich mit den iranischen Frauen in seinem Heimatland solidarisiert. Beim Länderspiel des Iran am Dienstag gegen den Senegal in Wien (1:1) trugen Azmoun und Co. während der Hymnen zudem schwarze Jacken über dem Nationaltrikot.

An den Protesten beteiligte sich offenbar auch Hossein Mahini. Wie staatliche Medien berichten, nahmen die iranischen Behörden den ehemaligen Nationalspieler am Freitag fest. Mahini habe „in den sozialen Medien zu Unruhen aufgerufen und diese unterstützt“, teilte die Nachrichtenagentur IRNA mit.

„Viele schreckliche Erinnerungen“

Das „brutale Durchgreifen des Regimes“, so schreiben es die Frauenrechtlerinnen, bringe „viele schreckliche Erinnerungen“ zurück. Open Stadiums kämpft seit Jahren gegen die Diskriminierung von Frauen, selbst Infantino hatte 2019 öffentlich die Öffnung von Fußballstadien für Frauen bei FIFA-Partien im Iran gefordert.

Auch aufgrund des Drucks vonseiten des Weltverbandes durften erstmals seit 40 Jahren Frauen in ein iranisches Stadion. Seither kam es aber bereits mehrmals zu Rückschlägen, zuletzt sogar zum Einsatz von Pfefferspray gegen weibliche Fans. Open Stadiums zweifelt nicht nur deshalb an der Glaubwürdigkeit der FIFA.

Infantino habe „wiederholt öffentlich zugesagt, dass die FIFA diese schwere Menschenrechtsverletzung aufklären wird, aber wir sind leider zu dem Schluss gekommen, dass dies alles leere Worte und Versprechungen waren. Nichts hat sich geändert“, schrieb Open Stadiums - und fügte hinzu: „Wir erwarten unverzüglich eine Antwort auf unser Schreiben.“