Was steckt drin im Frühstücksei? Seit dem Fripronil-Skandal sind die Verbraucher sensibel Foto: dpa

Der Fipronil-Skandal, der im vergangenen Sommer europaweit die Eierbranche durchgeschüttelt hat, ist noch immer nicht ganz ausgestanden. Weil es nach wie vor Lieferengpässe gibt, sind die Preise seit Anfang des Jahres gestiegen.

Stuttgart - Passend zu Ostern meldet sich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen zu Wort: Kurz vor den Feiertagen seien Engpässe auf dem deutschen Eiermarkt wegen des knappen Angebots nicht ausgeschlossen. Dies gelte für Produkte sowohl aus konventioneller als auch aus alternativer Hühnerhaltung. Dabei seien die Preise seit Jahresbeginn gestiegen: bei Eiern mittlerer Größe aus Bodenhaltung um 20 Cent je Zehnerpack. Allerdings seien Eier mit einem Anstieg um zwei Cent auf jetzt durchschnittlich 13,7 Cent pro Ei immer noch ein preiswertes Lebensmittel.

Die betroffenen Geflügelhalter wollen von nichts gewusst haben

Die Ursache für das relativ knappe Angebot sehen die Agrarexperten zum einen in einer gestiegenen Nachfrage, zum anderen in einer Spätfolge des Fipronil-Skandals vom vergangenen Sommer. Damals verursachten Eier mit Rückständen des giftigen Insektenschutzmittels europaweit Aufregung. Geflügelzüchter vor allem in Belgien und in den Niederlanden verwendeten das Mittel, um ihre Ställe zu desinfizieren und so vor Parasiten zu schützen. Der Wirkstoff ist allerdings in der EU in solchen Fällen nicht erlaubt, in denen Tiere damit in Berührung kommen, die dann selbst oder in Form ihrer Produkte auf dem Teller landen. In der Hühnerhaltung wurde das von einem belgischen Lieferanten vertriebene Desinfektionsmittel Dega 16 vor allem gegen die Roten Vogelmilben eingesetzt, die an Legehennen Blut saugen. Die betroffenen Geflügelhalter wollen aber nicht gewusst haben, dass das unerlaubte Fipronil in Dega 16 enthalten ist.

Es fehlt der Nachschub aus den Niederlanden

Auch wenn das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bis heute die Ansicht vertritt, dass zu keinem Zeitpunkt eine akute Gefahr für die menschliche Gesundheit bestanden habe, wirkt der Skandal immer noch nach. In den Niederlanden wurden damals mehr als 250 Betriebe geschlossen, in Belgien annähernd 100. Fipronil ist offenbar immer noch nicht vollständig aus allen damit behandelten Hühnerställen entfernt. Weil aber Deutschland seinen Bedarf an Eiern nur zu 70 Prozent aus eigenen Zuchten decken kann, macht sich der fehlende Nachschub aus den Niederlanden nach wie vor bemerkbar.

Daneben hat auch die Vogelgrippe dem Geflügel der Züchter nachhaltig zugesetzt. Nach Einschätzung des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft sei dadurch ein Schaden von bisher 40 Millionen Euro entstanden. Zum einen mussten mehr als eine Million Hühner, Puten und Enten getötet werden. Zum anderen müssen viele Eierproduzenten ihre Hühner deshalb im Stall halten und dürfen die Eier von Freilandhennen teilweise nicht mehr als Freilandeier verkaufen.

Bei gefärbten Eiern ist die Herkunft oft nicht klar

Gerade vor Ostern lösen zudem die Bedingungen, unter denen die Hühner gehalten werden, neue Diskussionen aus. Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, kritisiert, dass es bei vielen Hühnern haltungsbedingte Krankheiten wie Pickschäden „quer über alle Haltungsformen hinweg“ gebe. Die Unterschiede zwischen Ställen seien gewaltig, da der entscheidende Faktor die Qualität des Betriebsmanagements sei. Rücker forderte verbindliche Zielvorgaben für die Halter: „Was die besten Tierhalter schaffen, sollte der Standard sein für alle.“Verbraucher, die gefärbte Eier im Supermarkt kaufen, sollten wissen: Anders als bei rohen Eiern müssen Händler bei den gekochten Eiern nicht angeben, wie die Hennen gehalten werden. Tierschützer kritisieren, dassdie meisten der bunten Eierdaher aus Käfighaltung stammten. Im Südwesten sind diese größtenteils gesundheitlich unbedenklich. Von 143 zwischen 2016 und 2018 untersuchten Eierpackungen seien nur in drei Packungen verdorbene Eier gefunden worden, so das Ministerium für Verbraucherschutz. Bei 21 Packungen fehlten Angaben zum Haltbarkeitsdatum.