Der Aufbau des Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen ist im Gange. Foto: Andreas Rosar

Die Folgen der Verbreitung des Coronavirus werden immer spürbarer. Die Stadt will Großveranstaltungen vorerst untersagen. Offen ist, ob das Frühlingsfest davon betroffen sein wird.

Stuttgart - Bayern ist vorangegangen: Bis zum Ende der Osterferien sind dort wegen des Coronavirus Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen untersagt. Auch Baden-Württemberg dürfte ein solches Verbot bekommen. Am Dienstag hat Landessozialminister Manfred Lucha (Grüne) erklärt, „umgehend eine bindende Verordnung auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes auf den Weg zu bringen“, zum Schutz von Gruppen, die durch das Coronavirus besonders gefährdet sind.

Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) hat diese für die Kommunen dann verbindliche Marschrichtung bereits begrüßt. „Wir werden uns daran orientieren und bereiten eine entsprechende Regelung vor“, sagte Kuhn, bevor sich am Abend die wegen des Coronavirus eingerichtete Stabsgruppe im Rathaus traf.

Frühlingsfest nach den Osterferien

Es gibt noch einige Fragen zu klären – nicht zuletzt, ab wann und vor allem bis wann die Anordnung der Ortspolizeibehörde gilt, an die sich die Veranstalter in der Stadt halten müssen. Würde sie wie in Bayern bis zum Ende der Osterferien dauern, also bis zum 18. April, wäre das Frühlingsfest, das just an jenem Wochenende beginnen soll, damit noch nicht abgesagt. Etliche Schausteller haben am Dienstag in den sozialen Medien bereits deutlich gemacht, dass nach ihrem Willen das Frühlingsfest auf dem Wasen auf jeden Fall stattfinden müsse.

Für einige andere größere Veranstaltungen in den nächsten Wochen könnte die Anordnung aber die Absage bedeuten: insbesondere für die VfB-Spiele im Stadion, aber auch für Musik- oder Sportevents in der Schleyerhalle, in der Porsche-Arena und in der Liederhalle. In den kommenden Wochen ist der Terminkalender in dem Hallenduo im Neckarpark gut belegt. Schon am Freitag etwa tritt der Comedian Cem Yilmaz in der Porsche-Arena auf, am Wochenende soll die Pferdeshow „Cavalluna“ in der Schleyerhalle stattfinden. An zwei Tagen findet noch im März der DTB-Pokal in der Porsche-Arena statt, Ballett für Kinder mit Paw Patrol in der Schleyerhalle, Comedy mit der „Teddy- Show“ in der Porsche-Arena, Anfang April ein Konzert von James Blunt in der Schleyerhalle. Auch die Musicals im SI-Centrum könnten betroffen sein, sofern die Besucherzahl bei mehr als 1000 liegt.

Viele Veranstaltungen abgesagt

Unterdessen haben viele Veranstalter schon selbst gehandelt und größere, aber auch kleinere Veranstaltungen abgesagt. So ist der für den kommenden Dienstag geplante Aktionstag „25 Jahre Schule ohne Rassismus“ abgesagt. Rund 4000 Schülerinnen und Schüler waren für die Veranstaltung auf dem Schlossplatz angemeldet. Man reagiere „entsprechend den Relevanzen der Zeit“, begründete Cordula Brucker, Landeskoordinatorin von Kolping Berufsbildung, den Schritt.

Schon am Montag hatte der baden-württembergische Hausärzteverband, der im Land rund 4000 Ärzte vertritt, seinen für Ende März in Stuttgart geplanten Hausärztetag gestrichen. Ausschlaggebend sei „die mögliche Teilnahme einer infizierten Person“ gewesen, erklärte der Vorsitzende Berthold Dietsche. „Dies würde nach den geltenden Quarantänevorschriften im Ernstfall eine Schließung vieler Hausarztpraxen nach sich ziehen.“

Bis zu welcher Größe noch möglich?

Bei der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird schon bei Ereignissen ab etwa 50 Teilnehmern überlegt, ob diese stattfinden können. „Wir sagen nicht pauschal alle Veranstaltung ab“, sagt Pressesprecherin Barbara Thurner-Fromm. „Aber ab 50 Leuten schauen wir, ob das gut geht.“ Ein Symposion zur Theologie des Diakonats, zu dem etwa 200 Menschen aus 32 Ländern nach Hohenheim kommen sollten, auch aus China, findet nicht statt. Auch der 43. Tag der Medienpädagogik zum Thema Influencer mit etwa 150 Personen wurde abgesagt. Ein Fachtag zum Thema Psychiatrie und Nationalsozialismus findet zwar statt, wurde aber auf 50 Teilnehmer begrenzt.