Die abgesenkte Stelle wird mit Beton stabilisiert. Foto: dpa

Die Sperrung der Rheintalbahn hat gravierendere Folgen als gedacht. Viele Güterzüge nehmen alternative Routen im Land. In der Kritik steht auch die Informationspolitik.

Stuttgart - Wegen der Sperrung der Rheintalbahn bei Rastatt droht nicht nur Bahnfahrern Ungemach. Der Landesverband Spedition und Logistik (VSL) teilte am Donnerstag mit, dass sich Verbraucher auf mögliche Engpässe bei Lebensmitteln und Arzneien einstellen müssten. Derzeit gebe es wegen der starken Autobahnauslastung Verzögerungen von mehreren Stunden, sagte VSL-Präsident Karlhubert Dischinger in Stuttgart. Einzelne Produkte könnten nicht rechtzeitig im Regal ankommen. Die Ladungen der Güterzüge werden zum Teil auf Lastwagen und Binnenschiffe verlagert. Negative Auswirkungen auf den Handel erwarten auch die Häfen von Rotterdam und Duisburg. Ein Sprecher des Rotterdamer Hafens sagte: „Wir machen uns große Sorgen.“ Es werde „mit Sicherheit Auswirkungen geben“.

Bei Bauarbeiten an einem Bahntunnel bei Rastatt hatten sich Schienen gesenkt. Die Bahn muss nun Personen- und Güterzüge umleiten. Die Strecke ist die wichtigste Nord-Süd-Achse im europäischen Schienenverkehr. Der Güterverkehr wird mittlerweile unter anderem über die sogenannte Neckar-Alb-Bahn umgeleitet. Anwohner zwischen Horb und Plochingen müssen sich in den nächsten Monaten auf verstärkten Güterverkehr einstellen. Dadurch kommt es auch bei den Regionalzügen zu Änderungen und Verzögerungen im Fahrplan. Andere Strecken in Baden-Württemberg sind von den Folgewirkungen der Sperrung ebenfalls betroffen.

Kritik an der Informationspolitik auch aus der Schweiz

Auch knapp eine Woche nach der Streckensperrung bleiben viele Fragen offen. Die für den Bau des Rastatter Tunnels zuständige Stuttgarter Firma Züblin äußert sich nicht zu den Folgen des Zwischenfalls. „Die gesamte Pressekommunikation wird derzeit über die Deutsche Bahn gebündelt“, ließ die Firma mitteilen. Züblin ist mit mehreren Unternehmensteilen an der Arbeitsgemeinschaft Tunnel beteiligt.

Kritik an der Informationspolitik kommt unter anderem aus der Schweiz. „Es ist Anlass zur Sorge“, sagte der Sprecher des Bundesamtes für Verkehr, Gregor Saladin. Der Lkw-Verkehr über die Alpen könne zunehmen, wenn die Unterbrechung zu lange dauert. Das Image der Bahn „als verlässliches Transportmittel würde leiden“. Das Bundesamt sei von deutscher Seite offiziell bisher nicht über die Probleme informiert worden. „Wir entnehmen das den Zeitungen“, kritisierte Saladin.

Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, sieht Parallelen zu Stuttgart 21. Der Filderstädter, der bei der Bundestagswahl erneut antritt, fordert verklausuliert einen Baustopp. „Der Erdrutsch bei den Tunnelarbeiten in Rastatt ist auch ein Warnschuss für Stuttgart 21. Solange die Ursachen für den Erdrutsch nicht geklärt sind, darf bei S 21 kein weiteres Risiko eingegangen werden“, erklärt er. Die Planungen in Stuttgart erinnern ihn „fatal an die Situation in Rastatt“. Die Bahn weist diese Darstellung zurück.