Viele Landwirte im Südwesten leiden unter der Dürre. Foto: ZB

Die Dürre trifft den Südwesten nicht so hart wie den Norden. Doch Futtermittel werden knapp, vereinzelt sind Existenzen bedroht. Das Land will helfen - und sieht auch den Bund in der Pflicht. Aber nicht nur Menschen leiden unter der Dürre.

Stuttgart - Die grün-schwarze Landesregierung will nach der andauernden Dürre Bauern im Südwesten schnell und nachhaltig helfen und fordert vom Bund Entgegenkommen. Noch ist es nach Angaben von Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) für eine genaue Schadensbilanz zu früh. Doch auch im Südwesten gebe es teils große Schäden, Ernteeinbußen und bedrohte Existenzen. Die größten Probleme hätten Milchvieh- und Rinderhalter, sagte Hauk am Wochenende. Denn Futtermittel werden knapp. Weil Gras vertrocknet, müssen einige Bauern Futtermittel zu hohen Preisen dazu kaufen oder an die für den Winter gedachten Vorräte gehen.

Hauk geht davon aus, dass es auf zwei Drittel der Weideflächen von insgesamt 500 000 Hektar größere Einbußen geben könnte. Er betonte aber: „Die Vegetationsperiode ist noch nicht zu Ende. Wenn es morgen regnet, wächst das Gras wieder.“

Massive Auswirkungen der Dürre

Auch wenn es den Südwesten nicht so hart trifft wie den Norden und Osten Deutschlands, sind gleichwohl massive Auswirkungen der Dürre in Landwirtschaft, Fischerei und Forst festzustellen. Dieses Fazit zog am Samstag der Arbeitskreis „Ländlicher Raum und Verbraucherschutz“ der CDU-Landtagsfraktion nach einem Gespräch mit Hauk und Landwirten. Gut verspricht dem Minister zufolge die Weinernte zu werden. Doch vor allem junge Reben sei von der Trockenheit massiv bedroht.

Aus Sicht des Arbeitskreisvorsitzenden Patrick Rapp (CDU) müssen neben kurzfristigen Hilfen vor allem langfristige Absicherungen für die Folgen des Klimawandels diskutiert werden. „Zu nennen ist hier eine Beteiligung von Bund und Land an den Mehrgefahrenversicherungen für Landwirte.“ So etwas gebe es zum Beispiel in Österreich. Auch die Möglichkeit steuerfreier Risikorücklagen für Bauern müsse geprüft werden. Baden-Württemberg will sich beim Bund-Länder-Treffen zu den Dürre-Schäden an diesem Montag in Berlin für solche Lösungen stark machen, sagte Hauk.

Gefahren durch Wetterextreme

Der agrarpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Martin Hahn, sagte, die grün-schwarze Landesregierung habe schon beim Spätfrost im vergangenen Jahr schnelle und unbürokratische Hilfen auf den Weg gebracht. Die Bauern würden nun auch mit den Folgen von Hitze und Dürre nicht alleine gelassen.

Die Landwirtschaft selbst müsse sich besser gegen Gefahren durch Wetterextreme rüsten, sagte Hahn. Die Politik müsse die Bauern aber bei Maßnahmen zur Selbsthilfe unterstützen, etwa beim Umstieg auf Sorten, die mit verändertem Klima klarkommen.

Folgen hat die Dürre auch für Tiere: Die lange Trockenheit hat nach Beobachtung des Nabu-Artenschutzreferenten Martin Klatt das Nahrungsangebot für Wespenlarven reduziert. Die ausgewachsenen Tiere der häufig auftretenden Arten Deutsche Wespe und Gemeine Wespe seien aktuell relativ klein, sagte er. Das lasse sich zwar nicht verallgemeinern, deute aber darauf hin, dass die Wespen weniger Beute als noch zu Beginn des Sommers machen könnten, um ihren Nachwuchs zu versorgen.

Wespen seien Jäger, die ihre Larven mit anderen Insekten versorgen. Die ausgewachsenen Wespen suchten dagegen Kohlenhydrate als Treibstoff. „Der trockene und heiße Sommer ist auch für wärmeliebende Insekten nicht das Optimum“, sagte Klatt.