Neue Tunnelröhren unweit vom Planetarium: Sie sind Zu- und Ableitung zu der neuen, verlegten Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie. Deren Bau bringt den Stadtbahnfahrplan durcheinander. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nach anderthalb Jahren Pause sollen die Stadtbahnen der Linie U1 vom Fahrplanwechsel im Dezember an wieder auf der alten Trasse fahren – auch zwischen Charlottenplatz und Neckartor. Dann wird aber der Stadtbahnbetrieb zwischen Hauptbahnhof und Neckartor unterbrochen.

Stuttgart - Stadtbahnfahrgäste müssen sich wegen Stuttgart 21 auf eine weitere lange Durststrecke einstellen. Von Dezember an sollen die Stadtbahnen zwar nach anderthalb Jahren wieder zwischen Charlottenplatz und Neckartor fahren – doch dann werden die Verbindungen zwischen dem Neckartor und dem Hauptbahnhof gekappt. Die genaue Dauer kenne er nicht, sagte Bernd Schröder vom Tiefbauamt am Dienstag, aber es handle sich um mehrere Jahre. Schröder und Florian Bitzer vom Bahn-Projekt diskutierten im Technikausschuss mit den Stadträten den Stand bei Stuttgart 21.

Die neuerliche „Betriebsunterbrechung“ rührt vom Umbau der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie her, der seinerseits vom Bau des Tiefbahnhofs ausgelöst wurde, und von der Verlegung des Nesenbach-Abwasserkanals. Bisher wurde beim Innenministerium für die zuführenden Tunnel zur verlegten SSB-Station gearbeitet, außerdem beim Königin-Katharina-Stift, wo es zu Verzögerungen kam. Bald werden die Rohbauarbeiten für die Haltestelle beginnen – und die Wege der Bautrupps kreuzen dann die Röhren von und zum Hauptbahnhof. Stadtbahnfahrgäste sollen zwischen Bahnhof und Neckartor dann wohl zu Fuß gehen. Am 28. März stellen die SSB die neuen Linienpläne vor. Dass die Tallängslinie U 1 statt bis Sommer 2017 nun bis zum Dezember unterbrochen ist, wurde von den Grünen bedauert.

S-21-Befürworter loben Ingenieurskunst

Die Linke und der Stadtist Ralph Schertlen forderten, die Folgen der Bahnhofsbaustelle für Fußgänger und Radler im Schlossgarten zu mildern, wenn dort nun Wege dem Bauverlauf angepasst werden. Schertlens Idee, für Radler eine Behelfsbrücke über die Schillerstraße neben dem Ferdinand-Leitner-Steg zu erstellen, wurde von Bitzer abgelehnt. Hier sei die Bahn „nicht gefordert“.

Ins Leere lief auch der Vorstoß von SÖS/Linke-plus, die Schillerstraße in reduzierter Form zu rekonstruieren, wenn von 2018 an die zeitweilige Verlegung von Fahrspuren zurückgenommen wird. Die Straße werde vorerst noch in alter Größe gebraucht, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne). Grund: Die Wolframstraße, die die Funktion der Schillerstraße im Cityring einmal übernehmen soll, kann nach Bitzers Angaben erst „deutlich nach der Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs“ entsprechend ausgebaut werden. Für die Inbetriebnahme habe die Bahn nach wie vor den Dezember 2021 im Blick. Man sehe aber zeitlichen Gegensteuerungsbedarf im Umfang von zwei Jahren. Bitzer ließ auch Selbstkritik anklingen: Er persönlich habe die Auswirkungen der Baustellen unterschätzt.

Nach den Berichten lobten die Freien Wähler und die FDP die „tollen Ingenieurleistungen“. Die CDU meinte, das Kernerviertel leide unter den Bauarbeiten, es werde aber auch einmal Vorteile haben durch die Umgestaltung rund um die Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie. So rosarot könne er das nicht betrachten, sagte Stadtist Schertlen.