Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei einem Vor-Ort-Termin im Einzelhandel am Dienstag Foto: dpa/Marijan Murat

Die Folgen der Corona-Pademie drücken sich zunehmend in Zahlen aus. Bei den Einzelhändlern in Baden-Württemberg brachen die Umsätze dramatisch ein. Nur ein kleiner Teil der Branche profitiert.

Stuttgart - Mit etwas zeitlichem Verzug taucht die Corona-Pandemie in den Zahlen auf. Im Falle der Einzelhändler steht fast immer ein Minus davor, und die Zahl ist in der Regel zweistellig. Verglichen mit dem März 2019 sind laut der am Freitag vom Statistischen Landesamt veröffentlichten Zahlen zum März 2020 beispielsweise die Umsätze im Textilhandel um 55 Prozent eingebrochen. Beim Buch- und Schreibwarenhandel betrug der Rückgang 17 Prozent. Insgesamt haben Händler, die keine Lebensmittel verkaufen, im März zwölf Prozent weniger Umsatz gemacht als vor einem Jahr.

Man muss kein Experte sein, um das als Folge der Geschäftsschließungen infolge der Anti-Corona-Maßnahmen zu deuten. Zum 23. März mussten viele Geschäfte geschlossen bleiben. Schon davor waren Einkaufsstraßen wie etwa die Stuttgarter Königstraße viel weniger besucht als sonst. Nun ziehen die Einzelhändler eine erste, entsprechend negative Bilanz.

Dass die Werte für den April besser ausfallen, glaubt man beim Handelsverband nicht. „Ob das fünfzig oder dreißig Prozent Minus sind, kann man noch nicht sagen. Aber die Zahlen werden noch länger schlecht sein“, sagt ein Sprecher des Verbands auf Anfrage. Auch nach der Wiederöffnung Ende April lägen die Umsätze laut einer Umfrage des Verbands weit unter denen des Vorjahrs. Darin bildet sich neben den Einschränkungen etwa infolge der Maskenpflicht auch die äußerst schlechte Kauflaune in Deutschland ab.

Ein Bereich profitiert

Nur ein Bereich des Einzelhandels machte im März 2020 mehr Umsatz als im Jahr davor: Lebensmittelhändler freuen sich über ein Plus von neun Prozent. Das Statistische Landesamt spricht in einer Mitteilung von einer „starken Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs“, von der neben Supermärkte auch Apotheken profitierten. Dass bestimmte Produktsorten wie Obst und Gemüse, aber auch Seife oder Desinfektionsmittel im März besonders stark nachgefragt waren, zeigen direkt an den Kassen erhobene Daten des Statistischen Bundesamts. Die gestiegene Nachfrage schlägt sich mittlerweile auch in höheren Preisen nieder, wie aktuelle Inflationszahlen belegen.

Die Zahlen zum Handelsumsatz in Baden-Württemberg werden vom Statistischen Landesamt erfasst, und zwar auf Grundlage der Umsätze einer Stichprobe aus den Einzelhändlern mit mehr als 250 000 Euro Jahresumsatz. Große Onlinehändler wären höchstens dann mit erfasst, wenn sie ihren Sitz in Baden-Württemberg haben. Für alle anderen Händler „kompensiert der Online-Verkauf den stationären Umsatz eher in homöopathischen Dosen“, so der Sprecher des Handelsverbands.