Wenn die neue S 21-Neckarbrücke fertig ist, wird die alte Eisenbahnbrücke überflüssig. Peter Mielert hat bereits 1998 darüber nachgedacht, was aus ihr werden soll. Foto: Maira Schmidt

Die Menschen am Neckar haben viele tolle Vorschläge, wie der Fluss besser genutzt werden kann. In unserer Serie „Flussfantasien“ stellen wir ihre Ideen vor. Heute: Die alte Eisenbahnbrücke als Park über dem Neckar.

Bad Cannstatt - Ein bisschen Fantasie braucht es schon. Wer vom Rosensteinpark auf die Eisenbahnbrücke guckt, wird nicht gleich eine 16 Meter breite Freifläche mit viel Potenzial erkennen. Macht sich der Betrachter allerdings bewusst, dass die vier Gleise mit der Fertigstellung der neuen S 21-Neckarbrücke überflüssig werden und das Bauwerk unter Denkmalschutz steht, sieht die Situation schon etwas anders aus.

Was aus der alten Eisenbahnbrücke wird, darüber hat Peter Mielert bereits 1998 nachgedacht. Damals präsentierte der Grünen-Politiker dem Bezirksbeirat erstmals seine Idee von einem Park über dem Neckar. Ein Café könnte sich Mielert dort vorstellen und einen Flohmarkt. Menschen, die in der Sonne faulenzen oder an duftenden Blumenbeeten vorbeispazieren. In die unter dem Rosensteinpark verlaufenden Röhren könnten Clubs einziehen. „Wir lassen die Röhre wieder aufleben“, sagt der Lokalpolitiker. Gleichzeitig könnte die Bahntrasse als Fuß- und Radverbindung zwischen Bad Cannstatt und dem Rosensteinpark fungieren.

Zum Verweilen lade ein solcher Steg nicht ein

Bislang sehen die Planungen vor, dass Fußgänger und Radfahrer in Zukunft mittels eines Stegs den Neckar passieren. Er soll unten an die neue S 21-Neckarbrücke angehängt werden. Für den Grünen-Bezirksbeirat ist das „keine attraktive Lösung“. Natürlich könne man auf diese Weise den Fluss überqueren, zum Verweilen lade ein solcher Steg aber sicher nicht ein. Hinzu kommt laut Mielert, dass der untergehängte Steg viereinhalb Meter breit sein soll. Das sei für eine gemeinsam von Radfahrern und Fußgängern genutzte Fläche ziemlich schmal. Die alte Eisenbahnbrücke biete hingegen deutlich mehr Platz.

Einfach so abreißen könne man das rund 100 Jahre alte Bauwerk ohnehin nicht. Bei der Brücke handelt es sich um ein technisches Kulturdenkmal, das bestätigt auch die Stadt. In einer Stellungnahme heißt es: „Die Denkmalschutzbehörden begrüßen die vorliegenden Überlegungen einer Nutzung auch nach Stilllegung des Bahnverkehrs in diesem Bereich.“

Die Verwaltung weist auch darauf hin, dass das Bauwerk der Bahn gehöre und nicht der Stadt. Die Frage, ob die Eisenbahnbrücke künftig im Sinne eines „Parks über dem Neckar“ genutzt werden könne, hänge nicht nur von den Kosten ab. Zudem müssten noch verschiedene offene Punkte geklärt werden, etwa die barrierefreie Anbindung an das geplante und bestehende Wegenetz oder die Absturzsicherung. Ein Problem sieht die Stadtverwaltung außerdem darin, dass das Neckarknie nach Fertigstellung der S 21-Neckarbrücke und dem Erhalt der Eisenbahnbrücke von gleich mehreren Bauwerken dominiert würde. „Deshalb sollte der Rückbau ein städtebauliches Thema bleiben“, heißt es in dem Schriftstück.

Gleichzeitig betont die Verwaltung aber auch, dass es sinnvoll sei, über die Frage der Nutzung der bestehenden Eisenbahnbrücke als „Park über den Neckar“ mit der Bahn zu sprechen.

Etwas Vergleichbares finde nur in New York

Dass sich der Aufwand für die Landeshauptstadt lohnen würde, davon ist Mielert überzeugt. „Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt der Grünen-Bezirksbeirat. Etwas Vergleichbares finde man seines Wissens nach bislang nur in New York. Dort wurde eine stillgelegte Hochbahnlinie zu einer öffentlichen Parkanlage umfunktioniert. Auch wenn die Stadt in den Brücken-Umbau investieren müsste, könnte sie laut Mielert an anderer Stelle Geld sparen. Der Steg unter der neuen S 21-Neckarbrücke werde überflüssig. Das Gleiche gelte auch für die von der Stadt geplante Verlängerung dieses Stegs über die Bundesstraße 10 als Ersatz für den abgerissenen Elefantensteg.

Provisorischer Steg während der Bauzeit

Umwege
: Während der Bauphase für die S 21-Neckarbrücke sollen Radfahrer und Fußgänger über die König-Karls- und die Rosensteinbrücke umgeleitet werden, da der Holzsteg wegfällt. Ein Vorhaben, das die Grünen-Gemeinderatsfraktion wegen des hohen Verkehrsaufkommens an diesen beiden Stellen kritisiert.

Steg:
Deshalb schlagen die Grünen einen provisorisch angehängten Steg an der bestehenden Eisenbahnbrücke vor. Laut Stadtverwaltung wäre hierfür allerdings auf Cannstatter Seite eine mehrfach gewendelte Rampe erforderlich, um von der Schönestraße auf die Höhe der Brücke zu gelangen.

Kosten:
Die Stadt rechnet mit einer Planungs- und Bauzeit von circa 2,5 Jahren. Die Kosten werden auf etwa zwei Millionen Euro geschätzt. Die Haushaltsmittel könnten erst zum Doppelhaushalt 2016/2017 angemeldet werden. Aus Sicht der Verwaltung sollte diese Lösung nicht weiter verfolgt werden.