Gerhard Veyhl will nicht nur möglichst nah an den Fluss heran, er will auch aufs Wasser hinaus. Er stellt sich schwimmende Holzpodeste vor. Foto: Maira Schmidt

Es gibt viele tolle Ideen, wie der Neckar besser genutzt werden könnte. Gerhard Veyhl schlägt schwimmende Holzpodeste, eine Terrasse am Flussufer und ein mobiles Open-Air-Kino vor.

Bad Cannstatt - Die Zeit ist reif. „Jetzt haben wir die Chance, jetzt machen wir es “, sagt Gerhard Veyhl. Durch den Rosensteintunnel und den damit verbundenen Rückbau der Neckartalstraße entstehen am Flussufer in Bad Cannstatt neue Freiflächen. Wie diese genutzt werden könnten, darüber hat sich der Bezirksbeirat der Freien Wähler schon Gedanken gemacht.

Ihm geht es insbesondere um einen gut 40 Meter breiten Abschnitt vor dem Wilhelma-Theater. Das Bauwerk habe als einstiges Hoftheater einen besonderen Charme, findet Veyhl. Leider sei es bisher vom Verkehr dominiert gewesen. Das soll sich mit der Fertigstellung des Tunnels ändern. Von den bisherigen vier Fahrspuren bleiben nur zwei übrig. Um das Theater stärker mit dem Neckar zu verbinden, wünscht sich Veyhl einen unterhalb der Straße und der Stadtbahntrasse verlaufenden Durchgang. Keine dunkle Röhre, sondern ein V-förmiges Gebilde, das möglichst viel Licht hineinlässt. „Ich bin kein Verkehrsplaner und auch kein Architekt“, sagt er. Die konkrete Planung müssten andere übernehmen. Seine Idee geht aber noch weiter: die verwilderte Uferböschung würde Veyhl gerne gegen eine Plattform auf Höhe des Flusses eintauschen. Dort könnten die Menschen verweilen oder eine mobile Großleinwand aufgestellt werden. Der Neckarabschnitt könnte sich so an lauen Sommerabenden in ein Open-Air-Kino verwandeln. Die Zuschauer sollen am gegenüberliegenden Ufer auf Treppenstufen Platz nehmen. Veyhl stellt sich Steinstufen vor, halbkreisförmig angeordnet wie in einem römischen Theater. Das würde zum Bezirk passen, findet er. Schließlich habe Bad Cannstatt eine römische Vergangenheit. „Jeder bekommt einen Stöpsel ins Ohr“, sagt der Lokalpolitiker, damit wäre auch das Lärm-Problem gelöst.

Sichtachse zum Rosensteinschloss

Veyhl will aber nicht nur möglichst nah an den Fluss heran, er will auch aufs Wasser hinaus. Er stellt sich schwimmende Holzpodeste vor, die ein Stück in den Fluss hineinreichen, wobei die Schifffahrtsrinne frei bleiben soll. Neben den Steinstufen könnte sich der Lokalpolitiker ein Café und einen Aussichtsturm vorstellen. Als Standort schwebt ihm die Schiffsanlegestelle vor, die sich in diesem Bereich befindet. Wenn im Rosensteinpark der Baumbestand ein wenig zurückgeschnitten würde, könnte man eine Sichtachse zum Rosensteinschloss schaffen, sagt der Bezirksbeirat. Zunächst müsse aber geprüft werden, inwieweit der Anleger noch für die Schifffahrt gebraucht werde.

Die Neckarschleuse soll langfristig ausgebaut werden

Das Wasser- und Schifffahrtsamt zeigt sich kooperativ. Ganz auf den Anleger verzichten könne man zwar nicht, erklärt der Leiter Walter Braun. Der Anleger diene den Schiffen als Warteplatz, falls die Schleuse einmal belegt sei. Braun könnte sich aber eine Mehrfachnutzung vorstellen. Die Menschen könnten am Ufer sitzen, während unmittelbar vor ihnen ein Schiff anlegt. Insgesamt steht das Wasser- und Schifffahrtsamt einem neuen Nutzungskonzept für diesen Teil des Neckars durchaus offen gegenüber. 2008 habe sich eine Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen schon einmal mit diesem Abschnitt befasst, erzählt Braun. Die junge Frau hätte in ihrer Diplomarbeit bereits einen Entwurf für Neckarterrassen ausgearbeitet. „Das sieht aus meiner Sicht nicht uninteressant aus“, sagt der Amtsleiter. Solange die Fahrrinne frei und der Anleger erhalten bleibt, sieht er keinen Konflikt mit der Schifffahrt. Bei einer konkreten Planung müsse man allerdings unbedingt das Thema Hochwasser im Auge behalten. Eine Absprache mit dem Neckar-Käpt’n sei ebenfalls notwendig, da dieser seine Anleger wegen der neuen S 21-Brücke möglicherweise ein Stück weiter in Richtung Rosensteinbrücke verlegen müsse. Beim Stadtplanungsamt bringt man noch einen weiteren Wermutstropfen ins Spiel. Die Neckarschleuse soll langfristig ausgebaut werden, damit stünde dann aber weniger Platz zur Verfügung, erklärt Arnold Maiwald. Der Stadtplaner hält den Neckarabschnitt generell für eine schwierige Stelle, der geplante Schleusenausbau und die vielen Baustellen in diesem Bereich würden viele Unwägbarkeiten mit sich bringen.