Auch in Eltingen sind am Wochenende jede Menge Helfer im Einsatz. Viel von dem Gerümpel wird zunächst auf dem Kirchplatz gesammelt. Foto: Simon Granville

Flurputzeten haben in vielen Kommunen Tradition. Bei den Aktionen der vergangenen Wochenenden im Altkreis sind mehr als 55 Kubikmeter Müll zusammengekommen.

„Wilder Müll ist nicht nur ein ästhetisches Problem, auch die Tier- und Umwelt leidet darunter und kann gefährdet werden“, formuliert es die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier. In vielen Kommunen – egal ob von den Rathäusern, von Vereinen oder privaten Gruppen organisiert – finden daher jährlich die Flurputzeten statt. Freiwillige Helfer finden sich zusammen, um im Ort und der Natur ringsum mal so richtig sauber zu machen und den wilden Müll einzusammeln, den Umweltsünder dort hinterlassen haben, sei es aus Unachtsamkeit oder mit voller Absicht, um sich die Fahrt oder das Geld für den Wertstoffhof zu ersparen.

An den vergangenen drei Wochenenden fanden allein im früheren Kreis Leonberg sechs solcher Putzeten statt: in Rutesheim, Ditzingen, Gerlingen, Renningen, Weil der Stadt und im Leonberger Stadtteil Eltingen. Dort heißt das Ganze „Aktion Kutterschaufel“. Die Putzaktion in der Leonberger Kernstadt ist erst für September angesetzt. Wir haben einige Daten und Fakten aus den Putzaktionen zusammengetragen.

Tradition seit den 70ern

Umweltbewusstsein haben die Ditzinger schon früh an den Tag gelegt. Die Tradition der Putzeten in allen Ortsteilen reicht sogar bis in die Siebzigerjahre zurück. Doch auch andernorts machen sich die Helfer schon seit Jahrzehnten auf, um ihren Heimatort von Unrat zu befreien, den fremde Dreckspatzen und Umweltsünder hinterlassen haben: In Rutesheim gibt es die Putzaktion mindestens seit den 80ern. Die Seeputzete in Renningen gab es bereits 1990, das Forum für Naturschutz und Landschaftspflege startete anfang der Neunziger dann die in der heutigen Form bekannte Bach-und Flurputzete.

Noch nicht ganz so lang, seit 2011, ist Weil der Stadt dabei. Die Kutterschaufel in Eltingen, eine eigene Frühjahrsputzaktion in dem Leonberger Stadtteil, fand dieses Jahr zum sechsten Mal statt. In Gerlingen hat die Flutputzete in diesem Jahr Premiere gefeiert – wobei es in der Vergangenheit immer wieder kleinere Aktionen von Gerlinger Vereinen in diese Richtung gab.

450 freiwillige Helfer

Richtig viele Helfer haben sich an den Flurputzeten in Weil der Stadt und Renningen mit allen Ortsteilen beteiligt. Um die 450 waren es in Weil der Stadt, etwa 400 in Renningen. Und das trotz des Schmuddelwetters. Schulen, Vereine und Feuerwehren waren am Start, aber auch Privatleute und Mitarbeiter aus dem Rathaus und von den Baubetriebshöfen. In der Kernstadt Ditzingen – hier war der „Treffpunkt Leben Ditzingen“ unterwegs – sowie in den Stadtteilen Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen haben mehr als 210 Freiwillige den „Besen“ geschwungen.

Und gleich 190 Freiwillige haben sich an der allerersten Putzete in Gerlingen beteiligt. Und was wäre das Leben ohne ein bisschen Spontaneität? Trotz nur 90 Anmeldungen haben sich im „kleinen“ Eltingen ganze 140 Helfer für die Aktion zusammengefunden. 25 waren es immerhin in Rutesheim.

18 Kubikmeter Müll

Böse Zungen könnten behaupten, die Weil der Städter sind besonders große Schmutzfinken. 18 Kubikmeter Müll haben die freiwilligen Helfer dort bei der Flurputzete in allen Ortsteilen zusammengetragen. Doch das wäre ungerecht. Immerhin hatte die Keplerstadt auch die meisten Teilnehmer am Start. Und viele Hände können umso mehr wilden Müll zusammentragen. Auf immerhin zwölf Kubikmeter haben es die Eltinger bei ihrer Aktion Kutterschaufel gebracht, acht Kubikmeter und damit 4000 Kilogramm haben die Renninger und Malmsheimer von den Straßen, Wiesen und Bächen geholt. In Gerlingen und in Ditzingen kamen je rund sieben Kubikmeter zusammen. Richtig fleißig waren die 25 Helfer in Rutesheim. Sie haben die Natur gemeinsam von rund vier Kubikmeter wildem Müll befreit, pro Kopf sind das fast 160 Liter Müll.

Aus dem Vorjahr berichten die Organisatoren übrigens von ähnlichen Zahlen. In Weil der Stadt war es sogar noch mal ein Kubikmeter mehr, in Renningen sogar zwei.

Von 1 bis 80 Jahre

Umweltbewusstsein und der Wunsch nach einem sauberen, lebenswerten Ort sind keine Fragen des Alters: Das zeigen die Teilnehmerlisten bei den Putzeten im Altkreis ganz deutlich. Die Jüngsten gehen zum Teil noch in den Kindergarten oder sind als moralische Unterstützung auf Mamas Arm oder im Kinderwagen dabei, doch auch die Senioren lassen sich nicht lumpen, wenn es um die Verschönerung ihres Heimatorts geht. Sowohl in Ditzingen als auch in Gerlingen, Eltingen und Renningen war der älteste Teilnehmer deutlich über 80 Jahre alt, wie die Organisatoren mitteilen.

Ein halber Baumarkt – die kuriosesten Funde

Kleiner Stummel, großer Ärger, könnte man sagen: Zigarettenkippen, die achtlos in den Stadtzentren, an Bushaltestellen, auf Spielplätzen und Co. weggeschmissen werden, sind Passanten regelmäßig ein Dorn im Auge – und für die Beteiligten der Flurputzeten im Altkreis ein besonders großes Ärgernis, sind sich die Organisatoren weitgehend einig. Denn nicht nur liegen die kleinen Stummel einfach überall herum, „sie müssen sehr aufwendig eingesammelt werden“, erzählt Jessica Dengel von der Stadtverwaltung Weil der Stadt.

Doch die Zigaretten sind nur die Spitze des Eisbergs. Die kuriosesten Funde kommen bei den Frühjahrsputzen gerne mal zusammen. Von Holz bis Metall, von der Heckenschere über den Katzenturm bis zum Rasenmäher: Mit dem, was die freiwilligen Helfer an den vergangenen Wochenenden von den Wiesen und Wegrändern geholt haben, könnte man einen halben Baumarkt befüllen. Das passende „Utensil“ dafür haben die Ditzinger gefunden. Dort hielten es ein paar Spaßvögel offenbar für lustig, einen Einkaufswagen zu klauen und ihn dann irgendwo abzuladen.

„Gefunden wurden wie jedes Jahr viele Autoreifen“, berichtet Jessica Dengel aus Weil der Stadt. Außerdem eine Autobatterie, Kanister mit Altöl, alte Metallteile, Baumaterial, Holz, Plastikbehälter, viele Kleiderbügel, ein Zaun, Bilderrahmen, Pfandflaschen und noch vieles mehr. Selbst Teile eines Rasenmähers kamen zum Vorschein. In Gerlingen wurde unter anderem eine Holzsäge und eine Heckenschere gefunden, in Renningen tauchten ein Bürostuhl und ein riesiger Wassertank mitten im Rankbach auf.

„Ja, ist denn heut’ scho’ Weihnachten?“ haben sich vermutlich die Teilnehmer der Aktion Kutterschaufel in Eltingen gefragt, als auf ihrer Tour auch noch vier herrenlose Christbäume auftauchten. Sie dürften außerdem den teuersten Fund gemacht haben: ein kompletter Backofen und eine Tüte mit Haschisch säumten die Eltinger Wegesränder.