Wenn die Koalition  eine Flugticket-Abgabe einführt, will Germanwings abwandern.

Berlin/Stuttgart - Die von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante Öko-Abgabe auf Flugtickets könnte am Ende bei den Passagieren hängen bleiben. Verbraucherschützer warnten die Unternehmen am Dienstag davor, diese Gebühren einfach an die Kunden weiterzugeben.

Die Lufthansa-Tochter Germanwings erwägt eine Verlegung von Flugzeugen von deutschen Flughäfen in Nachbarländer, wenn die Bundesregierung die angekündigte Luftverkehrsabgabe einführt. "Die Flughäfen in Köln und Düsseldorf werden massiv darunter leiden und Fluggäste verlieren, die lieber von den Niederlanden aus fliegen", so Germanwings-Sprecher Heinz Schöttes in Köln. "Wenn das geschieht, müssen wir überlegen, ob wir nicht unseren Passagieren hinterherziehen und nach Maastricht gehen." Maastricht ist eine Autostunde von Köln entfernt. Grundsätzlich könne auch der Flughafen Stuttgart betroffen sein, an dem Germanwings mit einem Anteil von 23 Prozent Passagieren die Nummereins der Airlines ist. Wie groß die Gefahr der Abwanderung von Passagieren hier sei, werde man auch prüfen.

Ticketaufschlag von mindestens 14 Euro

Der Germanwings-Sprecher sagte, in den Niederlanden habe es früher eine ähnliche Abgabe gegeben, die wieder abgeschafft worden sei, weil viele Passagiere nach Deutschland abwanderten. Der Stuttgarter Flughafendirektor Georg Fundel kritisierte, die Bundesregierung erhöhe damit doch die Steuern. Allein von den neun Millionen Passagieren pro Jahr in Stuttgart versuche sie 40 Millionen Euro abzuschöpfen. Er rechnet daher mit dem Verlust von Fluggästen. Der Flughafen Zürich sei zwar vergleichsweise weit entfernt, jedoch würden Auto-, Bus- und Zugreisen attraktiver. Dem Baden-Airpark, einer Tochter des Stuttgarter Flughafens, könnte auch im Flughafen Straßburg neue Konkurrenz erwachsen.

Die schwarz-gelbe Koalition hatte im Rahmen ihres Sparpakets angekündigt, von 2011 an eine ökologische Luftverkehrsabgabe einzuführen. Sie soll für alle Passagiere erhoben werden, die von einem deutschen Flughafen starten, und jährlich eine Milliarde Euro einbringen. Die Arbeitsgemeinschaft der Verkehrsflughäfen (ADV) kam in einer ersten Schätzung auf einen Ticketaufschlag von mindestens 14 Euro.

Der Weltluftfahrtverband IATA kritisierte die Abgabe als "kurzsichtige und unverantwortliche Politik übelster Art".

Zustimmung kam vom viertgrößten deutschen Reiseveranstalter Alltours. Alltours-Chef Willi Verhuven sagte: "Es kann nicht sein, dass durch Billigfliegerei und Tickets für 9,90 Euro die Umwelt verpestet wird."

Der ADV warnte, "bis zu 10 000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel".