Am Dienstag hat es in Stuttgart keine Probleme gegeben. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Sollte man noch bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin buchen? Verbraucherschützer warnen vor den Risiken. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Stuttgart - Das insolvente Flugunternehmen Air Berlin fliegt zwar weiter und verkauft seine Tickets konkurrenzlos billig. Doch gleichzeitig fallen auch viele Flüge aus. Ein kleiner Ratgeber zu wichtigen Fragen.

Welche Flüge sind gestrichen worden?
Mit dem 25. September hat Air Berlin alle Langstreckenverbindungen gestrichen. Das sind die Karibik-Flüge ab Düsseldorf nach Havanna und Varadero (Kuba), Punta Cana und Puerto Plata (Dominikanische Republik), Cancun (Mexiko) und Curaçao (Antillen). Ab Berlin entfallen die Flüge nach Abu Dhabi, Chicago, Los Angeles und San Francisco. Ansonsten bleibt der veröffentlichte Flugplan auch der nicht insolventen Ferienflieger-Tochter Niki gültig. Auch für alle gestrichenen und nach dem 15. August gebuchten Langstreckenflüge verspricht Air Berlin die kostenlose Erstattung. Entstandene Mehrkosten sollen auf der Webseite im Internet eingereicht werden (airberlin.com/beschwerde).
Fallen am Stuttgarter Flughafen in den nächsten Tagen Flüge aus?
Bis zum Dienstagabend ging der Flughafen Stuttgart davon aus, dass am Mittwoch keine Air Berlin-Flüge ausfallen. Sowohl die fünf Verbindungen nach Düsseldorf, als auch die neun Flüge nach Berlin Tegel sollten plangerecht statt finden. Eine Flughafen-Sprecherin fügte allerdings hinzu, dass sich das jederzeit ändern könne. Ob ein Flug ausfällt oder sich verspätet, erfahren Kunden von Air Berlin und anderen Fluggesellschaften auf der Internetseite des Stuttgarter Flughafens (flughafen-stuttgart.de/ankunft-abflug/abflug-aktuell). Reisende müssen also auch in Zukunft mit allem rechnen: Nachdem am Montag in Stuttgart ein Flug ausgefallen war, entfiel auch am Dienstag eine Verbindung. Warum Flüge der Airline annulliert werden, ist im Einzelfall nicht immer klar. Vor zwei Wochen hatten sich beispielsweise etliche Piloten der Airline aus Protest krankgemeldet. Dies verursachte auch in Stuttgart zahlreiche Ausfälle.
Bleiben Air Berlin-Verbindungen in Stuttgart auf lange Sicht erhalten?
Das ist noch unklar. Sowohl der Flug nach Berlin Tegel als auch der nach Düsseldorf sind Teil der laufenden Verhandlungen. Der Stuttgarter Flughafen geht davon aus, dass beide Strecken auch dann erhalten blieben, wenn das Nachfolgeunternehmen der insolventen Airline diese einstellten. Die Flüge nach Düsseldorf und Berlin würden in diesem Fall von Konkurrenzunternehmen übernommen, so eine Sprecherin. Bislang fliegen auch Germanwings und Eurowings nach Berlin Tegel. Wer nach Düsseldorf reist, ist bisher auf Air Berlin angewiesen. Air Berlin selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Soll man noch bei Air Berlin buchen?
Der Rat ist eindeutig: Wer auf der sicheren Seite sein und keinen Ärger haben will, verzichtet darauf, noch Tickets für Flüge mit Air Berlin zu kaufen. „Wer bucht, geht ein großes Risiko ein, dass sein Geld weg ist, wenn der Flug nicht stattfindet“, warnt Sabine Fischer-Volk, die Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg. Dann kann man zwar sein Geld zurückfordern. „Doch die Ansprüche von Kunden rangieren in Insolvenzverfahren weit hinten“, erläutert die Expertin der Verbraucherzentrale. Oft gehen sie leer aus, zudem könne das Verfahren mehrere Jahre dauern. Ob das Verfahren eröffnet werde, hänge zudem davon ab, welche Werte noch übrig seien. „Deshalb sollte man sich nicht von den Tiefpreisen ködern lassen“, warnt Fischer-Volk.
Welche Garantien gibt Air Berlin?
Welche Flüge von Air Berlin künftig noch stattfinden, ist offen und hängt vom Ausgang des Insolvenzverfahrens ab. Das insolvente Unternehmen kann dazu keine Garantien geben. Wenn Lufthansa, Easyjet oder Condor Teile der Flotte und Startrechte erhalten, ist nicht gewiss, dass diese Aufkäufer die Flüge auch durchführen. „Die Käufer werden auch nicht Rechtsnachfolger von Air Berlin“, betont die Expertin. Ansprüche können nur gegen die insolvente Airline gerichtet werden, mit begrenzter Aussicht auf Erfolg.
Welche Zahlungen sind abgesichert?
Zumindest für Flüge ab 1. November verspricht Air Berlin die Absicherung durch einen Treuhänder. Fällt der Flug aus, sollen die Kunden das Geld vollständig zurückerhalten. Das gilt aber nur für Buchungen seit dem 15. August, dem Tag der Insolvenzanmeldung. Wer davor gebucht hat, schaut in die Röhre. Solche Tickets könnten „aufgrund insolvenzrechtlicher Bestimmungen derzeit leider nicht erstattet werden“, heißt es bei Air Berlin. Alle diese Ansprüche können nur noch im Insolvenzverfahren angemeldet werden.
Sollte man die Flüge selbst stornieren?
Wer Tickets gebucht hat und mit Air Berlin lieber nicht mehr fliegen will, sollte genau überlegen. Falls es günstige Flüge anderer Airlines gibt, kann man dort neu buchen. Bei Stornierung hat man nur Anspruch auf Rückerstattung der Steuern und Gebühren und eventuell auf einen Teil des Reisepreises (Musterbrief: verbraucherzentrale-brandenburg.de/air-berlin-insolvent). Auch hier richten sich die Ansprüche aber gegen eine insolvente Airline.