Bürger und Experten beim Filderdialog haben sich für die Gäubahnvariante entschieden. Foto: dpa

Teilnehmer des Filderdialogs favorisieren die Gäubahnvariante zur Anbindung des Flughafens.

Leinfelden-Echterdingen - Die Teilnehmer des Filderdialogs empfehlen die sogenannte Gäubahnvariante zur Anbindung des Landesflughafens an das Bahnprojekt Stuttgart 21. Diese Einigung ist das Ergebnis der dritten und letzten Dialogrunde am Samstag in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen). Der favorisierte Vorschlag sieht vor, dass Reisende auf der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen umsteigen und mit der S-Bahn zum Flughafen fahren.

Auch Verkehrsminister Winfried Hermann für die Variante

Dadurch wären der auf den Fildern ungeliebte Mischverkehr zwischen Fern- und S-Bahnen sowie mehr Lärm vermieden. Die Gäubahn würde durch Stuttgart über eine Schleife zum neuen Tiefbahnhof weitergeführt. Die Befürworter sehen damit den Appell von S-21-Schlichter Heiner Geißler erfüllt, die Gäubahn zu erhalten. Auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte sich für diese Variante stark gemacht.

Auf Platz zwei landete der Vorschlag, den neuen Fernbahnhof parallel zum bestehenden S-Bahnhof zu legen und damit kundenfreundlicher zu machen. Ansonsten würde sich zur noch nicht genehmigten Antragstrasse der Bauherrin Bahn kaum etwas ändern. Allerdings würden nach Angaben des Konzerns noch nicht bezifferbare Mehrkosten durch eine längere Zuführungstrasse entstehen.

Insgesamt 120 Teilnehmer

Insgesamt nahmen unter Moderation von Ludwig Weitz 120 Männer und Frauen, darunter 46 nach dem Zufallsprinzip ausgesuchte Bürger, an dem grün-roten Prestigevorhaben zur Bürgerbeteiligung teil. Das sind deutlich weniger als bei der ersten Runde mit 150 Teilnehmern.

Einige hatten ihren Abgang lautstark verkündet, darunter der Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, Roland Klenk (CDU), und der Stuttgarter Stadtrat und frühere Sprecher des Aktionsbündnisses gegen S 21, Hannes Rockenbauch. Sie hatten sich wegen aus ihrer Sicht unklarer Verhandlungsspielräume und Prämissen sowie wegen mangelhafter Information aus dem Dialog verabschiedet.

Die Bahn hatte dem Punktsieger im Filderdialog schon vor Jahren eine Absage erteilt. „Die Gäubahnvariante flog zu einem frühen Zeitpunkt raus“, sagte Bahnvertreter Thomas Kasper. Denn sie habe die von den Projektpartnern vorgegebene Grundvoraussetzung einer direkten Anbindung für die Reisenden aus dem Süden Baden-Württembergs nicht erfüllt. Nach seiner Schätzung verlängert sie die Fahrzeit zum Flughafen um 13 Minuten.

Offizielle Stellungnahme am 13. Juli

Die Befürworter der Gäubahnvariante halten dagegen das Interesse der Gäubahnanrainer nach einer direkten Anbindung an den Flughafen für wenig ausgeprägt. „Wer will zum Flughafen?“, fragte Gerhard Pfeifer vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Da werde ein Bedürfnis lediglich unterstellt. DB-Landeschef Eckart Fricke konterte das mit dem Hinweis: „Wo Infrastruktur hingelegt wird, wird sie auch genutzt.“ Die Bahn hofft auf Umsteiger von der Straße auf die Schiene, wenn die Gäubahn besser an den Flughafen angebunden wird.

Die verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Nicole Razavi, krisierte mit Blick auf ein kürzlich von Hermann veröffentlichtes Gutachten zur Anbindung des Landesflughafens an S 21: „Der gesamte Dialog baut auf falschen Voraussetzung auf.“ Die Projektpartner Bahn, Region und Stadt seien nicht in die Untersuchung zu den Trassenvarianten eingebunden gewesen.

Zum Abschluss des Filderdialogs wollen die Projektpartner am 13. Juli offiziell Stellung zu den Empfehlungen nehmen.