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Trotz Lockerung des Flugverbots gab es nur rund 70 Starts und Landungen in Stuttgart.

Stuttgart - Statt ab in den Urlaub ging es für viele Passagiere auf dem Stuttgarter Flughafen am Dienstag wieder nach Hause. Denn der Luftraum wurde erneut bis 2 Uhr am Mittwochmorgen gesperrt. Nur Flüge mit Sondergenehmigung in einer Höhe von etwa 3000 Metern hatten Start- und Landeerlaubnis.

Dienstag, kurz vor 6 Uhr auf dem Stuttgarter Flughafen. Die Terminals wirken wie ausgestorben. Die wenigen Reisenden in der Abflughalle blicken ungläubig auf die Informationstafeln. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Flüge gestrichen. Unter der Tafel leuchtet der Hinweis auf, dass der Luftraum über Stuttgart bis 14 Uhr geschlossen ist. "Gestern, um 21.30 Uhr, hieß es, dass mein Flug nach Antalya am Vormittag startet. Allerdings ist er von 10 auf 8.25 Uhr vorverlegt worden. Nun wurde er doch gestrichen", stellt Wieland Dreyhaupt (68) enttäuscht fest.

"Als wir unseren Flug am Montagabend stornieren wollten, hat man uns gesagt, dass die Airline fliegt und wir deshalb bei Stornierung die Kosten tragen müssen", sagt Ursula Pietzykatis (68). Die Rentnerin aus Schwäbisch Hall und ihr Mann wollen ebenfalls nach Antalya. Jetzt warten sie am Schalter ihrer Airline und hoffen, dass ihnen das zweiwöchige Parkticket für ihren Wagen ersetzt wird.

Abwechslung für die verhinderten Passagiere gibt es kaum. Bäcker und Lebensmittelgeschäft haben zwar offen. Doch ansonsten sind die Rollläden der meisten Restaurants und Geschäfte unten - wegen "besonderer Umstände", wie die Buchhandlung Wittwer ihren Kunden per Aushang mitteilt. Von zwei Duty-free-Shops ist jeweils einer geöffnet - und zwar immer dort, wo gerade Passagiere abfliegen oder ankommen.

Tamara Parlic ist eine der wenigen Reisenden in der Abflughalle, die es eilig hat. Der Heimflug der Apothekerin nach Belgrad geht um 6.30 Uhr. Sondergenehmigungen für die sogenannten kontrollierten Sichtflüge in etwa 3000 Meter Höhe haben unter anderem Air Berlin und Germanwings. Flughafensprecher Volkmar Krämer: "Die Piloten fliegen wie früher nach Sicht. Das lernen sie in der Ausbildung."

Die meisten Flüge fallen aus

In der Ankunfthalle das gleiche Bild wie in der Abflughalle: Die meisten auf den Infotafeln angekündigten Flüge fallen aus. Wer einen Rückflug ergattern konnte, ist erleichtert. "Es war ein enormer Stress", stöhnt Oliver Keitel (26). Der Kanalbauer aus Thüringen und seine Freundin wollten bereits am Freitag von Teneriffa zurück nach Hannover. Stattdessen sind sie vier Tage später in Stuttgart gelandet. "Wir hatten die Wahl, nach Köln oder Stuttgart ausgeflogen zu werden. Innerhalb weniger Minuten mussten wir die Koffer packen. Als erste durften die Urlauber mit, die bereits am Freitag zurückwollten."

Wie dem jungen Paar geht es vielen Rückkehrern. Statt auf dem ursprünglichen Zielflughafen landet ihre Maschine in Stuttgart. Helmut Beidatsch und seine Familie sollten in Hamburg ankommen. Statt mit dem Zug wollen sie mit dem Mietwagen weiter. An den Schaltern herrscht kurzfristig Hochbetrieb. Für Beidatsch ist es kein Problem, dass er drei Tage später als geplant von Gran Canaria zurückkommt. Damit seinen Schülern während seines Zwangsurlaubs nicht langweilig wird, hat der Mathematiklehrer ihnen per E-Mail Aufgabenzettel zukommen lassen.

Im Lauf des Vormittags mussten auch viele derjenigen Passagiere, die nach 14 Uhr von Stuttgart abheben wollten, ihre Hoffnungen begraben. Zunächst sollte der Luftraum bis 20 Uhr für Höhenflüge gesperrt sein. Am Abend vermeldete der Flughafen, dass bis 2 Uhr am Mittwochmorgen nur mit Sondergenehmigung gestartet und gelandet werden darf. Statt 321 Starts und Landungen gab es nur rund 70 Flugbewegungen.

Durch die Schließung des Luftraums gibt es von wenigen Einschränkungen abgesehen bei den Stuttgarter Feinkosthändlern keine Engpässe. "Das meiste exotische Obst und Gemüse erreicht uns über den Seeweg. Luftfracht wäre zu teuer", sagt zum Beispiel Christian Hartmann (30), Prokurist bei Feinkost Böhm. Und auch beim Großmarkt in Wangen ist alles im grünen Bereich. Märkte-Chef Karl Kübler räumt allerdings ein, dass Rosen, die per Flugzeug aus Kolumbien und Äthiopien geliefert werden, nun im Herkunftsland dahinwelken.