Kurz vor der Landung ist am Wochenende ein Flugzeug in Stuttgart wieder durchgestartet. Foto: Siri Warrlich

Weil nach einem Wildunfall die Landebahn in Stuttgart gesperrt war, weicht ein Flugzeug nach Hannover aus. Dort verbringen die Passagiere die Nacht.

Stuttgart - Der Ärger hat mit einer Durchsage an Bord begonnen. Als Andrea Spanagel am Samstag gegen 23.15 Uhr in einem Flieger von Teneriffa im Landeanflug auf Stuttgart war, zog der Pilot plötzlich wieder hoch. „Ob sie es glauben oder nicht, auf der Landebahn lag ein überfahrener toter Hase“, habe ein Flugbegleiter gesagt. Man konnte das getrost glauben: Tatsächlich ist ein Tier auf der Rollbahn zu Tode gekommen, bestätigt die Flughafensprecherin Beate Schleicher. „Aber diese Durchsage hat uns dann doch nervös gemacht und man kam ins Grübeln, ob nicht vielleicht doch was anderes, etwas Schlimmeres vorgefallen war“, sagt die 43-jährige Passagierin aus Ditzingen (Landkreis Ludwigsburg).

Der Pilot habe die Information erhalten, dass die Landebahn gereinigt werden müsse, und sich angesichts der Uhrzeit entschieden, nach Hannover auszuweichen. Das minderte den Ärger der Ditzingerin nicht. Dort sei man schlecht betreut worden, am Gate sei ein Mitarbeiter der Fluglinie mit einem Bundespolizisten in Streit geraten. Es sei darum gegangen, dass die außerplanmäßig in Hannover eingetroffenen Passagiere in dem Bereich aus Sicherheitsgründen nicht sein dürften. Erst zwischen drei und vier Uhr sei man im Hotel gewesen, um 7 Uhr mussten die Passagiere schon wieder aufbrechen.

Der Pilot entscheidet, ob er in die Warteschleife geht oder ausweicht

Die Entscheidung, nach Hannover zu fliegen, habe der Pilot eigenständig getroffen, sagt ein Sprecher des Anbieters TuiFly. Da der Flug von einer anderen Airline im Auftrag der TuiFly geflogen wurde, kenne er die Entscheidungskriterien nicht. „Grundsätzlich kann er sich in der Situation entscheiden, ob er Schleifen fliegt oder nach Köln beziehungsweise Hannover ausweicht“, erläutert der Pressesprecher. Denn das seien die zwei Flughäfen, die in Deutschland nachts angeflogen werden dürfen. Ob das nahende Nachtflugverbot von 23.30 Uhr an entscheidend gewesen sei, wisse er nicht.

Laut der Flughafensprecherin Beate Schleicher sei das Nachtflugverbot kein Problem gewesen. Der Reinigungstrupp habe die Überreste des überfahrenen Hasen innerhalb einer halben Stunde entfernen können, die Landebahn sei noch vor Mitternacht wieder freigegeben gewesen. „Damit hätte der Pilot auch in Stuttgart landen können“, sagt Schleicher. Die Regelung sei, dass bis Mitternacht Maschinen landen dürfen, deren planmäßige Ankunft vor 23.30 Uhr gewesen wäre. In diesen Fällen müsste der Pilot keine Ausnahmegenehmigung beantragen.

Trotz all der Erläuterungen bleibt bei der Passagierin Andrea Spanagel Groll zurück. „Dabei geht es mir nicht um mich, sondern um die Familien mit kleinen Kindern, die dabei waren“, sagt sie. „Für uns Erwachsene war das ja noch ertragbar. Aber mit Nachwuchs stelle ich mir das schlimm vor“, fügt sie hinzu. Und voraussichtlich bekommen die Passagiere auch keine Entschädigung, da die Airline nicht für die Ursache – den toten Hasen – verantwortlich ist.