Über eine zweite Landebahn für den Stuttgarter Flughafen wurde schon in der Vergangenheit heftig gestritten. Foto: dpa/A2640 Harry Melchert

Eine weitere Piste für den Flughafen Stuttgart möchte niemand. Dem Ausbau der Terminalkapazität wird wohl zugestimmt werden.

Stuttgart - Der Bau einer zweiten Piste für den Flughafen Stuttgart, über den vor 13 Jahren in der Region heftig gestritten wurde, spielt für die Stuttgarter Stadträte gegenwärtig keine Rolle. Am Freitag hat im städtischen Wirtschaftsausschuss quer durch die Fraktionen große Zufriedenheit geherrscht, dass die Flughafengesellschaft mit ihren Plänen für den Ausbau der Fluggastgebäude nicht die Absicht verbindet, auch für Starts und Landungen mehr Kapazität zu schaffen.

„Es ist wichtig und gut, dass hier keine zweite Landebahn angestrebt wird“, sagte unter anderen CDU-Stadtrat Fritz Currle. Mit den Grünen wäre der Bau einer weiteren Piste nicht zu machen, versicherte Gabriele Nuber-Schöllhammer, die „Transformation zu einem zeitgemäßen Vorzeigeflughafen“ aber unterstütze man.

Kein Bedarf für weitere Startbahn

Zuvor hatte Flughafenchef Walter Schoefer die Pläne erläutert und seine Kollegin Arina Freitag hatte erklärt, die bestehende Bahn verkrafte noch einen Zuwachs an Passagieren, es gebe „keinen Bedarf an einer weiteren Startbahn“. So etwas sei kein Bestandteil der aktuellen Planung und auch „nicht im Finanzplan hinterlegt“. Sie widersprach allerdings Bestrebungen, trotz freier Restkapazität der Startbahn möglichst viele Flüge zu verlagern und Millionen von Passagieren nach Frankfurt und München abzugeben. „Ich bin schon der Meinung, dass wir nicht alle 14 bis 17 Millionen Passagiere an die Hubs abgeben sollten“, sagte sie.

14 bis 17 Millionen Passagiere – das ist die Spanne, für die die Flughafengesellschaft binnen zwei Jahrzehnten die Terminalkapazitäten Schritt für Schritt weiterentwickeln will. Dafür werden in den Jahren bis 2043 Investitionen von bis zu 2,2 Milliarden Euro angepeilt, die die Flughafen-GmbH ohne Zuschüsse der Gesellschafter Land und Landeshauptstadt stemmen soll.

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Einschränkungen wegen Bauarbeiten

Freitag sagte, sie erkenne auch die Möglichkeit, mittelfristig Kurzstreckenflüge durch Bahnfahrten zu ersetzen – „je leistungsfähiger die Bahn ist, desto mehr“. 2020 allerdings gebe es wegen Bauarbeiten Einschränkungen auf der Bahnstrecke Stuttgart-Frankfurt. Und die Bahnverbindung zwischen Stuttgart und dem Flughafen München gilt momentan generell als unbefriedigend. Aber an längeren Flugstrecken gebe es für Reisende noch Bedarf und daher auch ein Wachstumspotenzial für den Flughafen. Man rechne mit moderaten Steigerungen der Passagierzahl um zwei bis drei Prozent pro Jahr. Die Steigerungen um 7,8 beziehungsweise 7,6 Prozent in den Jahren 2018 und 2019 seien Ausnahmen gewesen.

Am 6. Februar wird der Gemeinderat voraussichtlich zustimmen, dass der Vertreter der Stadt in der Gesellschafterversammlung des Flughafens den Terminalausbau genehmigt. Denn CDU, Grüne, Freie Wähler und AfD äußerten sich im Wirtschaftsausschuss zustimmend. Einen förmlichen Empfehlungsbeschluss für den Gemeinderat fasste der Ausschuss aber nicht. Die SPD will erst noch fraktionsintern beraten. Sie geht noch mit Fragen nach den Klimaschutzzielen des Flughafens und der Passagierentwicklung um, wie Stefan Conzelmann erkennen ließ. Auch Matthias Oechsner von der FDP überlegte, ob so viel Gebäude- und Parkplatzbau nötig ist. Die Linke kündigte Ablehnung an. Grund: Das Flughafenmanagement setze auf Fortschreibung des Passagierwachstums. Es stelle sich nicht seiner Aufgabe, im Zeichen der Klimaerwärmung den Flugverkehr zu reduzieren. Dieser Terminalentwicklungsplan sei eben doch der Versuch, an die alten Ausbaupläne mit einer weiteren Piste anzuknüpfen, argwöhnte Thomas Adler.