Trotz des drohenden Aus’ für die British-Airways-Verbindung nach London sieht Flughafenchef Ulrich Heppe Stuttgart gut vernetzt – fordert aber bessere politische Rahmenbedingungen.
Dass nach den Direktverbindungen nach Atlanta und nach Paris nun auch jene von British Airways nach London wegfällt, ist ist eine weitere schlechte Nachricht für Flugreisende in Stuttgart. Flughafenchef Ulrich Heppe verweist im Interview auf Alternativen. Die Hauptstadt Großbritanniens bleibe dank Eurowings weiterhin direkt erreichbar, und für Umsteiger gebe es Alternativen über Frankfurt und München. Heppe erklärt, warum die Luftfahrtbranche in einer Umbruchphase steckt, welche Folgen das für den Standort Stuttgart hat – und weshalb er von der Politik dringend Entlastungen und fairere Wettbewerbsbedingungen fordert.
Herr Heppe, nach Atlanta und Paris fällt nun mit London eine weitere wichtige Drehkreuzverbindung weg. Wie sehr schadet das dem Standort Stuttgart im Wettbewerb mit anderen Flughäfen?
Die direkte Anbindung an London bleibt bestehen. Eurowings fliegt London Heathrow weiterhin mehrmals täglich direkt an, sodass die ungefähr 80 Prozent der Passagiere dieser Verbindung, mit dem Ziel London, weiterhin eine komfortable Anbindung haben. Für Umsteiger in die Langstrecke gibt es exzellente Alternativen über andere Hubs, wie beispielsweise die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München. Stuttgart bleibt also international gut vernetzt.
Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe dafür, dass Airlines zunehmend Verbindungen aus Stuttgart streichen – liegt es an der Nachfrage, den Kosten oder an strategischen Entscheidungen der Fluggesellschaften?
Die Entscheidung von British Airways ist bedauerlich, aber nachvollziehbar. Der europäische – und hier insbesondere der deutsche – Luftverkehr befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen – ausgelöst durch geopolitische Krisen, wirtschaftliche Eintrübungen und strategische Neuausrichtungen im Luftverkehr. Der Trend geht klar dahin, dass sich viele Airlines stärker auf Verbindungen außerhalb Deutschlands konzentrieren.
Viele Geschäftsreisende und exportorientierte Unternehmen in Baden-Württemberg beklagen die abnehmende internationale Anbindung. Wie wollen Sie das Vertrauen der Wirtschaft in den Flughafen Stuttgart stärken?
Langfristige Prognosen im Luftverkehr sind so schwierig wie noch nie. Nach jeder Krise kam der Aufschwung aber wieder zurück. Der Luftverkehr wird weltweit weiterwachsen, auch in Europa – sofern die Rahmenbedingungen passen. Deshalb müssen wir noch engagierter daran arbeiten, gemeinsam mit unseren Partnern und der Politik, damit der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg nicht noch mehr einbüßt. Klar ist: Strecken, die von der Wirtschaft und dem Tourismus nachgefragt werden, müssen bedient werden können – nur wer ohne Umwege hierher fliegen kann, wird auch hier investieren oder seinen Urlaub verbringen. Im aktuellen Flugplan werden ab Stuttgart 120 Ziele direkt angeflogen.
Der Flughafen gehört dem Land und der Stadt, steht aber auch unter dem Einfluss bundespolitischer Entscheidungen – etwa bei Gebühren oder Regulierung. Welche Unterstützung erwarten Sie von der Politik, um den Standort wieder attraktiver zu machen?
Die aktuellen Rahmenbedingungen für den Luftverkehr in Deutschland sind aus unserer Sicht nicht zukunftsfähig. Hohe staatliche Standortkosten und restriktive Regelungen belasten unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir brauchen international wettbewerbsfähige Standortkosten sowie faire Bedingungen, damit Airlines, die Baden-Württemberg mit der Welt verbinden wollen, dies auch tun können. Im Interesse der Wirtschaft und der internationalen Anbindung unseres Standorts muss die Politik reagieren.