Will sich in ein paar Jahren via Pipeline mit Treibstoff versorgen: der Stuttgarter Flughafen. Foto: dpa

Der Flughafen will rund zehn Millionen Euro in eine Kerosin-Pipeline investieren. Nun wurden die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt und am Flughafen diskutiert.

Stuttgart - „Das ist ein Projekt, bei dem niemand Schaum vor dem Mund haben muss“, beugte Flughafen-Geschäftsführer Georg Fundel Protesten vor. Seine Sorge war unbegründet: Die Diskussion in einer Nebenhalle von Terminal 1 verlief sachlich, Kritik gab es nicht. Die größte Hürde, die das Projekt nehmen muss, ist der Grunderwerb: „Wir dürfen für diese private Investition nicht enteignen, wie brauchen die Zustimmung von allen Eigentümern“, so Fundel.

Bisher wird das Tanklager am Flughafen von Tanklastzügen beliefert. 4500 Lkw transportieren jährlich 160 000 Kubikmeter Kerosin vom Lager in Heilbronn auf die Filder. Weitere 75 000 Kubikmeter kommen aus Plochingen, wo sie per Schiff oder mit Tankwagen der Bahn angeliefert werden.

Pipeline versorgt auch Streitkräfte der Nato

Weil das Tanklager in Heilbronn 2017 schließt, muss der Flughafen nun umdenken. Das nächstgelegene Depot wäre in Honau bei Kehl, die Anfahrt der Tanklastzüge wäre 90 Kilometer weiter. Deshalb plant der Flughafen jetzt, sich das Kerosin direkt über eine unterirdische Pipeline zu besorgen. Der Flughafen soll an das zentraleuropäische Pipelinenetz CEPS (Central Europe Pipeline System) angedockt werden. Dieses Netz erstreckt sich über 5600 Kilometer in Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten und versorgt neben den Streitkräften der Nato auch zivile Kunden mit Treibstoff. Auch die Flughäfen Frankfurt und Köln/Bonn beziehen über das Netz Kerosin.

Der Stuttgarter Airport will sich mit dem Streckenabschnitt Kehl–Tübingen–Aalen des CEPS verknüpfen. Dafür werden im Raumordnungsverfahren zwei Planungskorridore geprüft, aus denen sich zwei Trassenvarianten ergeben. Die eine führt ab Oberboihingen bei Wendlingen (Kreis Esslingen) parallel zur A 8 und von dort zum Flughafen. Sie ist 19 Kilometer lang. Die andere zieht sich ab Reutlingen-Rommelsbach parallel zur B 464 und zur B 27 östlich an Filderstadt-Sielmingen vorbei zum Flughafen. Sie ist 29 Kilometer lang.

Die Leitung mit 20 Zentimeter Durchmesser soll im Abstand von zwei Metern parallel zu öffentlichen Wegen verlegt werden. Sie verläuft unterirdisch und wird mit 1,20 Meter Erdreich überdeckt. Die Grundstückseigner werden entschädigt. Die landwirtschaftliche Nutzung werde nicht eingeschränkt, heißt es, tiefer wurzelnde Bäume und Bauten sind über der Pipeline aber tabu.

Umweltverträglichere und wirtschaftlichere Lösung

Der Flughafen wirbt mit drei Argumenten für seine Pläne: Pipelines seien das sicherste Transportmittel für flüssige und gasförmige Produkte. Die Flughafen-Pipeline ersetze jährlich bis zu 6500 Gefahrguttransporte. Daraus resultiert als zweites Argument der Umweltschutz: Durch den Wegfall der Tanklastzüge könnten 650 Tonnen CO2 eingespart werden, es gebe weniger Verkehrs-, Lärm- und Schadstoffbelastungen.

Drittes Argument ist schließlich die Wirtschaftlichkeit: Angesichts steigender Transportkosten sei die Pipeline langfristig günstiger. Die Ersparnis könne erst beziffert werden, wenn der Trassenverlauf feststeht. Befürchtungen, die Leitung könnte explodieren, weist der Flughafen zurück. Die geplante Verbindung sei ein geschlossenes System. Kerosindämpfe könnten deshalb im laufenden Betrieb nicht auftreten. Die Flughafenverwaltung schickt das Projekt jetzt ins Verfahren, die Raumordnung soll im Juli eingeleitet werden. Im September 2016 soll mit dem Bau begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2017 geplant.