Winterlich sieht es vor den Gebäuden des Berliner Flughafens BER aus. Die Eröffnung lässt noch auf sich warten. Foto: dpa

Die Zahl der Flugreisenden in der Hauptstadt wächst dank Billigfliegern weiterhin enorm. Die Airports Tegel und Schönefeld platzen aus allen Nähten – und die Eröffnung des BER ist vor März 2018 kaum in Sicht.

Berlin - Mit 32,9 Millionen Passagieren hat Berlin auch 2016 einen weiteren Rekord an seinen beiden Airports Tegel und Schönefeld erzielt. Die Zahl der Fluggäste wuchs um mehr als drei Millionen und gut elf Prozent. Am ehemaligen DDR-Zentralflughafen Schönefeld wurden mit knapp 11,7 Millionen Personen sogar gut ein Drittel mehr Reisende abgefertigt. Auch für 2017 rechnet Flughafenchef Karsten Mühlenfeld mit weiterem Wachstum.

Der enorme Zuwachs, der nicht zuletzt den expandierenden Billigfliegern wie Ryanair, Germanwings und Easyjet zu verdanken ist, bringt die Berliner Flughafen-Strategen weiter unter Druck. Denn die beiden Airports platzen schon jetzt fast aus allen Nähten und waren für solch hohe Auslastungen nie geplant worden. Auch der seit den 90er Jahren geplante neue Hauptstadt-Airport BER in Schönefeld aber wird mit einer Startkapazität von höchstens 23 Millionen Passagieren viel zu klein sein und muss erweitert werden.

Noch immer kein Starttermin

Noch immer steht kein Starttermin für den BER fest. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber wird das Pannenprojekt noch später fertig. Frühestens Ende März 2018 kann nach Einschätzung von Experten am BER in Schönefeld bei Berlin voraussichtlich das erste Flugzeug abheben. Das wäre dann nochmals vier Monate später als bisher geplant und fast sechs Jahre nach dem spektakulär abgeblasenen Starttermin 2012. Die Bauzeit wird sich dann auf mehr als elf Jahre summiert haben.

Die Planungen für den künftig drittgrößten Airport Deutschlands laufen schon seit den 90er Jahren und wurden bereits nach dem Fall der Berliner Mauer begonnen. Die kaum noch zu vermeidende fünfte Verschiebung des Starttermins um einige Monate fällt da kaum noch ins Gewicht. Bisher halten zwar Michael Müller (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister und BER-Aufsichtsratschef, und sein Flughafenchef Karsten Mühlenfeld offiziell noch an der angepeilten Eröffnung im November 2017 fest. Doch nach Einschätzung von Experten ist der Termin nicht mehr zu schaffen.

Noch fehlt die letzte Genehmigung

Denn bei der Sanierung der vielen Baumängel, den Tests und Genehmigungen wurden auch 2016 die meisten Etappenziele verfehlt. Beim größten Problemfall, dem riesigen Hauptterminal, sind zwar inzwischen die meisten Mängel beim Brandschutz, den Kabeltrassen, den Türen und Rolltreppen behoben. Doch der sechste und letzte Nachtrag zum Bauantrag ist vom zuständigen Landkreis Dahme-Spreewald noch nicht genehmigt.

In Kürze soll es aber soweit sein. Und erst danach wollen Müller und Mühlenfeld den verbindlichen Eröffnungstermin festlegen, spätestens wohl bei der Aufsichtsratssitzung im März. Und dann soll auch die Finanzierung der drastischen Mehrkosten in trockenen Tüchern sein. Fest steht, dass der Hauptstadt-Airport für die Steuerzahler ein sehr teures Projekt wird. Nach jetzigem Stand wird der BER mindestens 6,5 Milliarden Euro kosten, ehemals veranschlagt waren gut zwei Milliarden.

Noch ein Milliarden-Kredit

Einem weiteren Banken-Kredit von 2,5 Milliarden Euro haben die drei Gesellschafter der Flughafengesellschaft (Bund, Berlin und Brandenburg) zwar zugestimmt. Die Bürgschaft der öffentlichen Hand für die komplette Summe, die von den Banken zur Absicherung verlangt wird, gibt es aber nach politischer Beschlusslage erst, wenn die letzte Baugenehmigung vorliegt. Hier läuft die Frist bis zum 16. Januar, wie der Berliner „Tagesspiegel“ aus internen BER-Unterlagen zitierte. Aus den Krediten sollen auch Erweiterungen finanziert werden.

Um das Passagierwachstum auffangen zu können, wird der alte DDR-Airport Schönefeld neben dem BER, der eigentlich dichtgemacht werden sollte, vorerst weitergeführt, bekam bereits ein neues Terminal D und kann nun zwölf Millionen Gäste abwickeln. Zudem soll der BER erweitert werden, zunächst mit einem Low-Cost-Terminal ab 2020, später mit einem neuen Masterplan.

Die Weiterführung des Westberliner Airports Tegel steht für Flughafenchef Karsten Mühlenfeld dagegen nicht zur Debatte. Die politischen Beschlüsse und die Genehmigungsverfahren basieren auf einem Single-Airport in Berlin und der Schließung von Tegel, wenn der BER eröffnet. So soll die Lärmbelastung der Bürger reduziert und die Wirtschaftlichkeit der Anlagen verbessert werden. Ein Volksbegehren will dennoch die Weiterführung Tegels erreichen.

Das Pannenprojekt BER – Symbol für vergeigte Großprojekte

Kein Investitionsprojekt hat dem Standort Deutschland in den letzten Jahrzehnten so viele negative Schlagzeilen beschert wie der künftige Hauptstadtflughafen BER. Erst scheiterte die von der damaligen Regierung von Kanzler Helmut Kohl und seinem Verkehrsminister Matthias Wissmann angestrebte Umsetzung durch private Investoren auf ganzer Linie. Danach entwickelte sich der Bau des Flughafens in staatlicher Regie zu einem nicht enden wollenden Projekt.
Seit im Frühjahr 2012 wegen massiver Baumängel und fehlender Genehmigungen die groß angekündigte Eröffnung mit 40 000 Gästen wenige Wochen vorher abgesagt werden musste, steht der Hauptstadt-Flughafen als Symbol für schlecht geplante Großprojekte. Die Gründe dafür sind massive Planungs- und Kontrolldefizite, Baumängel, Korruption, Intransparenz und ein Versagen von Politik und Verwaltungen. All das hat die Projektfortschritte erschwert.