Flüchtlinge aus der Ukraine stellen den Großteil der Schutzsuchenden. Foto: dpa/Annette Riedl

In nur drei Jahren hat der Südwesten mehr als 300 000 Menschen aufgenommen. Allein in Baden-Württemberg leben mehr Ukrainer als in ganz Frankreich.

In Mannheim wohnen rund 316 000 Menschen. Das sind auf der einen Seite zwar nur rund die Hälfte der Einwohner Stuttgarts, auf der anderen Seite ist das aber eine durchaus beachtliche Zahl. Mit seinen 316 000 Einwohnern steht die Stadt, die wegen ihrer besonderen Anordnung von Häuserblocks in der Innenstadt auch als Quadratstadt bezeichnet wird, auf dem zweiten Platz der einwohnerstärksten Städte im Südwesten. Klar vor Karlsruhe, Freiburg oder Heidelberg. Diese Zahlen vor Augen verdeutlicht, was Baden-Württemberg in den vergangenen drei Jahren gelungen ist. In diesem Zeitraum sind in etwa so viele Flüchtlinge im Südwesten aufgenommen worden, wie Mannheim Einwohner hat, rund 300 000 Menschen.

 

Das seien nahezu doppelt so viele Menschen wie in dem oft als Flüchtlingskrise titulierten Zeitraum der Jahre 2014 bis 2016, sagt Siegfried Lorek. Der Staatssekretär im Justizministerium spricht von „beispiellosen Herausforderungen“ und sagt, dass trotz derzeit wieder leicht zurückgehender Flüchtlingszahlen die „Belastungen enorm bleiben, vor allem für die Kommunen“. Mit rund 145 000 Menschen alleine im Jahr 2022 stellt die Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer den mit abstand größten Anteil der Menschen, die im Südwesten Schutz gesucht haben. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf das Nachbarland im Februar 2022 war die Zahl am größten – und die Hilfsbereitschaft hierzulande gewaltig. „Baden-Württemberg hat alleine mehr Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen als ganz Frankreich, sagt Lorek. Er sagt auch, dass die Solidarität „Grenzen habe“.

Große Hilfsbereitschaft im Land

Mit dem ukrainischen Pass geht vieles einfacher. Foto: dpa/Jens Büttner

Von einer neuen Regierung erhofft sich nicht nur Baden-Württemberg, mehr Engagement dahingehend, dass die Lasten in Europa neu verteilt werden. Und dass innerhalb des eigenen Landes Regeln geschaffen werden, die den Anreiz zu kommen dämpfen. Allerdings: Migrationsforscher wie der Österreicher Gerald Knaus warnen davor, dass noch weit mehr Ukrainer als bisher die Flucht in den Westen antreten könnten, sollte sich abzeichnen, dass Russland große Teile des Landes dauerhaft besetzen wird.

Lage in Syrien neu bewerten

Neben den Menschen aus der Ukraine waren es vor allem Syrer, Türken und Afghanen, die Schutz in Deutschland gesucht haben. Insgesamt seien derzeit rund 98 000 Syrer im Südwesten, heißt es aus dem Justizministerium. Nach dem Ende des Assad-Systems sei der Bund nun gefordert, die Lage in dem Land neu zu bewerten, sagt Siegfried Lorek. Abschiebungen, vor allem die von Straftätern, sollten wieder ermöglicht werden. Derzeit ist das noch nicht der Fall.

Allerdings: Die Zahl an Abschiebungen hat in den vergangenen drei Jahren zugenommen. 6626 Menschen waren es in diesem Zeitpunkt insgesamt, die den Südwesten wieder verlassen haben, darunter mehr als 2100 Straftäter. Die meisten von ihnen wurden in Länder zurück geschickt , die bei diesem Thema gut mit Deutschland zusammenarbeiten. Nordmazedonien, Georgien und die Türkei waren die drei häufigsten Ziele von Flugzeugen mit Abgeschobenen.

Die Anzahl der Asylantragsteller ist im vergangenen Jahr um etwa 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Im Jahr 2024 seien 22 105 Asylantragsteller registriert worden, 2023 seien es 36319 gewesen, heißt es aus dem Justizministerium. Die entsprechende Einschätzung dazu: Die Zahl der Antragsteller befinde sich nach wie vor auf einem hohen Niveau.