In den Flüchtlingsheimen mangelt es an WLAN – das soll sich ändern. Foto: Lg/ Kovalenko

In Flüchtlingsunterkünften mangelt es an WLAN, doch das soll sich endlich ändern. Flächendeckendes WLAN in den Heimen ist das Ziel der Stadt, als erstes sollen aber die Gemeinschaftsräume dran sein. Mitte Oktober fällt die Entscheidung.

Stuttgart - Auf diese Nachricht haben Geflüchtete, soziale Träger und Helfer, aber auch die Gemeinderatsfraktionen lange gewartet: Die Stadt hat ihre Pläne vorgelegt, wie sie 49 bestehende Stuttgarter Flüchtlingsheime flächendeckend mit kostenlosem WLAN ausstatten will. Bei neuen Unterkünften soll die Internetversorgung zudem zukünftig zum Objektstandard gehören. Damit will die Stadt verhindern, dass Geflüchtete in Sachen Homeschooling und Teilhabe weiterhin abgehängt werden.

„Viele Abstimmungen“ seien erfolgt und „viel Überzeugungsarbeit“ geleistet worden, so Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne), die sichtlich froh war, dass die entsprechende Beschlussvorlage nun fertig ist. Damit komme die Stadt dem Wunsch der Fraktionen nach, die schon vor rund einem Jahr mehrheitlich den flächendeckenden Ausbau gefordert hatten, damit geflüchtete Kinder und Jugendliche am Onlineunterricht teilnehmen können.

Bei 41 Unterkünften könnte sich noch dieses Jahr etwas tun

Man wolle „sehr, sehr schnell“ in die Umsetzung kommen, sagte die Sozialamtsleiterin Franziska Vogel bei der Vorstellung der Pläne im Sozial- und Gesundheitsausschuss am Montag. Das lasse sich jedoch nur realisieren, wenn man zweistufig vorgehe. Als erstes soll die „Grundversorgung“ angegangen werden: In der ersten Stufe sollen die Gemeinschaftsräume mit WLAN ausgestattet werden. Bei 41 Standorten könnte das laut Vorlage sogar noch in diesem Jahr klappen. Bei den übrigen acht Standorten sei der Ausbau bis Sommer 2022 möglich, teils stünden größere Tiefbaumaßnahmen an. „Das Ziel ist, in jedem Zimmer WLAN-Empfang zu haben“, betonte Vogel. Das soll in der zweiten Ausbaustufe verwirklich werden – und zwar sukzessive, also Zug um Zug.

Die 49 Gemeinschaftsunterkünfte, die insgesamt bei dem Ausbau berücksichtigt werden, hätten allesamt eine Laufzeit über das Jahr 2022 hinaus, so die Stadt. Die Kosten für die erste Ausbaustufe gibt sie mit 484 000 Euro an, 173 000 Euro würden davon in diesem Jahr anfallen. Die zweite Ausbaustufe würde in den Jahren 2022 und 2023 jeweils 1,758 Millionen Euro kosten, 2024 und 2025 jeweils 566 000 Euro. Die überwältigende Mehrheit der Fraktionen hat im Sozialausschuss bereits ihre Zustimmung signalisiert. Mitte Oktober steht die Beschlussfassung im Gemeinderat auf der Tagesordnung.

Viele konnten Sprachkurse nicht besuchen

Um die Situation kurzfristig zu verbessern, hatte die Stadt bereits im Mai 50 000 Euro an Projektmitteln bereitgestellt. Soziale Träger und Freundeskreise konnten Anträge stellen, um WLAN in Unterkünften bereitzustellen. Dieses Programm läuft allerdings bisher schleppend. Zwei Anträge seien bewilligt worden, berichtete Vogel, einer sei abgelehnt worden, acht seien noch in der Prüfung. Hier gehe es um Bau- und Brandschutzfragen.

Dass nicht nur Kinder und Jugendliche auf WLAN angewiesen sind, sondern eben auch Erwachsene, wurde bei der Sitzung auch in anderem Zusammenhang deutlich: beim Jahresbericht des Jobcenters. Viele Geflüchtete hätten in der Pandemie nicht an Sprachkursen teilnehmen können, da diese digital stattfanden, berichtete Jochen Wacker, der die Abteilung Migration und Teilhabe im Jobcenter leitet. „Da hat uns die Pandemie massiv zurückgeworfen“, so Wacker.