Flüchtlinge in der Türkei auf dem Weg nach Griechenland Foto: AFP/BULENT KILIC

Die Türkei erklärt ihre westlichen Grenzen für geöffnet. Im griechischen Grenzbereich beklagt ein Lokalvertreter, türkische Soldaten würden Migranten aktiv beim Übertritt helfen. In Syrien spannt sich indes die Lage an.

Kastanies - Über Nacht bis zum Sonntagmorgen haben mindestens 13.000 Migranten und Flüchtlinge an der türkischen Grenze zu Griechenland gewartet. Sie hätten an offiziellen Grenzposten und anderen Punkten in Gruppen von mehreren Dutzend bis zu mehr als 3000 Menschen ausgeharrt, teilte die UN-Organisation für Migration am Sonntag mit. Über Nacht habe es etwa 9600 versuchte illegale Grenzübertritte gegeben, sagte der griechische Verteidigungsminister Alkiviadis Stefanis im Sender Skai - alle seien erfolgreich vereitelt worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seine seit langem bestehende Drohung wahr gemacht, Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa nicht länger zurückhalten zu wollen. Die Abkehr von der bisherigen Vereinbarung soll Druck auf die Europäische Union ausüben.

Hintergrund der Entscheidung ist die militärische Eskalation in der syrischen Provinz Idlib, wegen der rund 950 000 Zivilisten Richtung Norden an die türkische Grenze vertrieben worden sind. International könnte die Türkei gedrängt werden, ihre Grenze zu öffnen und den Syrern Zuflucht zu gewähren. Sie beherbergt bereits 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge.

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu twitterte, bis zum Sonntagmorgen hätten mehr als 76 000 Flüchtlinge die Türkei über die Provinz Edirne verlassen, die an Griechenland und Bulgarien grenzt. Für die Aussage gab es aber keine Belege. Griechenland hält nach eigenen Angaben seine Grenze geschlossen, einige Dutzend Menschen seien nach einem Übertritt festgenommen worden.

Griechische Einsatzkräfte feuern Tränengas und Blendgranaten

Am Samstag hatten griechische Einsatzkräfte Tränengas gefeuert und Blendgranaten geworfen, um mehr als 4000 Menschen am Weiterkommen am Grenzposten in Kastanies zu hindern. Andere Gruppen von Migranten schnitten Löcher in einen Grenzzaun, um auf griechischen Boden zu kommen.

Der Chef der Gemeinde in Kastanies, Stavros Zamalides, kritisierte, türkische Soldaten würden Menschen aktiv helfen, im Geheimen die Grenze zu überqueren. Der 21 Jahre alte Afghane Ajamuddin Asimi erreichte das griechische Grenzdorf Nea Vyssa - er sei verbotenerweise rübergegangen. „Was soll ich machen? Ich kann Nichts tun. Das hier ist unser Leben.“

Derweil meldete der türkische Sender NTV, Präsident Erdogan werde am 5. März seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Moskau treffen. Russland ist der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und hat dessen Truppen bei ihrer Offensive auf Idlib unterstützt. Ankara wiederum unterstützt die Rebellen, Idlib ist deren letzte Hochburg.

Die syrische Regierung schloss den Luftraum über dem Nordwesten des Landes. Jeder Flieger und jede Drohne werde dort als feindselig betrachtet und abgeschossen, kündigte das Militär an. Vor zwei Tagen hatte türkische Drohnenangriffe in Idlib laut syrischen Aktivisten schwere Verluste unter den Regierungstruppen verursacht. Dies hat zu den Spannungen zwischen der Türkei und Russland beigetragen.