Im Gemeinderat ist es einsam geworden um Bernd Klingler und seine AfD – jetzt streitet er auch mit dem Katholischen Stadtdekan immer heftiger. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Streit zwischen dem Stuttgarter AfD-Stadtrat Bernd Klingler und dem Katholischen Stadtdekan Christian Hermes hat sich vertieft. Der Kirchenmann bleibt beim Vorwurf, dass der AfD-Chef ein zündelnder Rassist sei. Der Kritisierte hat sich beim Bischof beschwert und behält sich eine Anzeige vor.

Stuttgart - Der Streit zwischen dem AfD-Stadtrat Bernd Klingler und dem katholischen Stadtdekan Christian Hermes über die Flüchtlingsfrage hat sich verschärft. Der Chef der Rechtspopulisten in der Stadt Stuttgart und im Gemeinderat hat sich am Donnerstag bei Bischof Gebhard Fürst über Hermes beschwert. Erfolg habe Klingler damit nicht gehabt, sagte der Stadtdekan unserer Zeitung. Nun drohe er mit einer Anzeige wegen Beleidigung. Klingler behauptete, bei der Diözese sei man überrascht davon gewesen, dass der Stadtdekan sich auf Facebook mit ihm auseinandersetze. Eine Anzeige habe er sich für den Fall vorbehalten, „dass Hermes weiter Unfug stiftet“.

Klingler: Bin nicht ausländerfeindlich

Ganz besonders brachte Klingler auf die Palme, dass Hermes ihn auf Facebook als „zündelnden Rassisten“ bezeichnete. Das sei eine Beleidigung und unzutreffend, wandte Klingler ein. Er sei nicht ausländerfeindlich. Außerdem stört Klingler und seinen AfD-Mitstreiter Dr. Heinrich Fiechtner, dass Hermes diese „Beleidigung“ und die Kritik als Vertreter der Kirche über Facebook absetzte. Klingler veröffentlichte auf der Facebook-Seite der Stuttgarter AfD eine zweite Videobotschaft „aus dem Rathaus“, mit der er nach eigener Einschätzung zurechtrückte, was vielleicht missverständlich gewesen sein könnte. Andererseits legte er am Donnerstag nach: Hermes schaue zu, wie die Stadt „sich islamisiert“, sagte Klingler unserer Zeitung.

Hermes bleibt bei seinem Rassismus-Vorwurf. „Herr Klingler zielt auf bestimmte Menschengruppen aus bestimmten Kulturen und bezeichnet sie pauschal als Invasion von Eindringlingen, die unsere Sozialsysteme aussaugen wollen – das ist nach meiner Auffassung rassistisch“, sagte Hermes über Klinglers erste Videobotschaft. Außerdem wies er die Kritik zurück, dass er nicht politisch Stellung zu den Vorgängen beziehen dürfe. Der Kirche komme es zu, zu urteilen, wenn die Wahrung der Menschenwürde oder das Heil von Seelen dies erfordere. Durch sein Amt habe er das Mandat, sich nicht nur im Namen des Bischofs, sondern auch in eigener Verantwortung zu stadtpolitischen Fragen zu äußern. Seinetwegen könne sich Klingler beim Papst beschweren.

Der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig sagte unserer Zeitung: „Ich stimme inhaltlich mit dem Kollegen Hermes überein.“ Zwar müsse man den Menschen die Möglichkeit geben, ihre große Sorge zu artikulieren, wie die vielen Flüchtlinge zu integrieren sind. Klinglers Äußerungen seien aber nicht hinnehmbar. Damit habe er „herabwürdigend auf die Flüchtlinge heruntergeschaut“. Das habe ihn erschüttert, sagte Schwesig, da er Klingler im Persönlichen als angenehm erlebt habe. Alle stünden in der Verantwortung, daran zu arbeiten, dass „die Stimmung in der Bevölkerung nicht kippt“. Facebook würde er persönlich nicht als sein Medium für den Meinungsaustausch betrachten, schränkte Schwesig etwas ein, und von rassistischen Äußerungen würde er persönlich nicht reden, „aber was Klingler sagte, war menschenverachtend“.