Die Mädchen aus Flüchtlingsfamilien hatten sichtlich Spaß an dem Projekt. Foto: Uli Meyer

Bei einem Aktionstag am Schulzentrum Ostheim wurden Mädchen aus Flüchtlingsfamilien an den Fußballsport herangeführt.

S-Ost -

Ganz zum Schluss holte Jochen Bauer alle noch einmal zusammen. Die 30 Mädchen kamen aus allen Ecken der Sporthalle hergelaufen, bildeten zusammen mit dem Übungsleiter und dessen Helfern einen großen Kreis. „Was wollen wir?“, fragte Bauer laut in die Runde. „Spaß haben!“, kam sofort die vielstimmige Antwort aus den Kehlen der jungen Teilnehmerinnen. „Und wie wollen wir Spaß haben?“, gab Bauer zurück. Darauf riefen die Mädchen noch lauter: „Zusammen! Einer für alle, alle für einen!“

Auch wenn die Szene ein wenig einstudiert rüberkam, so war an den fröhlichen Gesichtern durchaus abzulesen, dass die Mädchen in den zurückliegenden zwei Stunden tatsächlich viel Spaß hatten.

30 Mädchen im Alter zwischen zehn und 16 Jahren ausgewählt

Zum dritten Mal hatte der Fußballtrainer Jochen Bauer mit seiner gemeinnützigen „jb fairplay“ GmbH und dem Projekt „Happy Integration Kids“ im Stuttgarter Osten Station gemacht. Anders als bei den ersten beiden Aktionstagen war diesmal die Teilnahme bewusst keinen Jungs, sondern ausschließlich Mädchen aus Flüchtlingsfamilien vorbehalten. Die Realschule Ostheim hatte 30 Mädchen im Alter zwischen zehn und 16 Jahren ausgewählt.

Ob mit oder ohne Vorerfahrung im Fußball, der frühere VfB-Jugendtrainer Bauer versuchte jedes Mädchen auf seinem Wissensstand und Können abzuholen. Dazu hatte er einige Helfer dabei, sogar einen mit prominenter Fußballvergangenheit. Der frühere Profi Eberhard Carl, der für den Karlsruher SC in der Bundesliga und eine Saison auch im Europapokal spielte, war dabei. Für Carl war es weit mehr als nur ein Freundschaftsdienst für seinen alten Kumpel Jochen Bauer. „Ich bin das erste Mal bei solch einem Integrationstag dabei und will so etwas auch mal in meiner Umgebung aufziehen“, sagt Carl, der in Zavelstein lebt und als Integrationsmanager im Landkreis Calw viel mit Geflüchteten zu tun hat.

Zur kleinen Riege an Übungsleitern gehörte an diesem Tag auch Antonia Eckhardt. Die junge Spielerin der Frauen-Oberligamannschaft der SpVgg Stuttgart-Ost war auf der Ausschau nach talentierten Mädchen, die vielleicht eines Tages mit ihr zusammen im Verein spielen könnten. Ganz besonders ins Auge fiel ihr Rabije. „Die kann richtig gut mit dem Ball umgehen, das hat man sofort gesehen“, so die Oberligaspielerin über die 13-jährige Schülerin. „Wahrscheinlich mache ich es. Ich denke darüber nach“, sagte Rabije noch etwas zögerlich zur Möglichkeit, nach den Sommerferien eine Fußball-AG (immer donnerstags ab 15.30 Uhr in der Schulturnhalle) zu besuchen, die den Einstieg in den Verein erleichtern soll. Das Angebot bekamen aber auch alle anderen Teilnehmerinnen des Aktionstages mitgeteilt.

Fußball-AG nur für Mädchen

„Wenn die Hälfte kommen würde, wäre das toll“, sagt Michael Delaker. Das Vorstandsmitglied des FSV Waldebene Ost will gezielt den Mädchenfußball puschen: „Bei den Jungs sind wir genügend, aber im Mädchenbereich haben wir Nachholbedarf.“ Der Verein stellt mit Sallie Buhr auch die Fachkraft, die die ausschließlich für Mädchen vorgesehene Fußball-AG betreuen wird. Das ist ganz im Sinne von Jochen Bauer. „Die Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Möglichst viele im Verein unterzubringen und auf diese Weise noch besser in der Gesellschaft zu integrieren, das ist unser Ziel“, so der 48-Jährige.