Neue Mitarbeiterinnen entlasten Personal beim Stuttgarter Ausländeramt Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die für Asyl und Flüchtlinge zuständigen Sachbearbeiter ziehen vermutlich Anfang 2016 in ein Gebäude in der Kriegsbergstraße um. Im Internationalen Ausschuss hat Dorothea Koller, Leiterin des Amts für öffentliche Ordnung, am Mittwochabend die Pläne vorgestellt.

Stuttgart - Die Ausländerbehörde, untergebracht in der Eberhardstraße 39, leidet schon lange unter Personalmangel und ächzt jetzt zudem unter der steigenden Zahl von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Auf den engen Fluren ist es deshalb schon zu Rangeleien gekommen, auch weil die Wartenden nicht immer am selben Tag drankommen: Der einzige Schalter für das Sachgebiet Asyl ist freitags geschlossen, von vier Schaltern für den allgemeinen Ausländerbereich ist nur noch einer geöffnet, „und am Dienstag waren alle zu wegen der Erkältungswelle“, sagte Dorothea Koller, die Amtschefin, am Mittwochabend im Internationalen Ausschuss. Dort standen sie und Ordnungsbürgermeister Martin Schairer den Fraktionen Rede und Antwort.

145 000 Ausländer leben in Stuttgart, davon 4395 Flüchtlinge. Im Schnitt besuchen täglich 330 Menschen die Ausländerbehörde – „dem ist das Gebäude längst nicht mehr gewachsen“, so Schairer. Auch SPD-Stadtrat Dejan Perc war besorgt um die Antragsteller. Überraschend präsentierte Dorothea Koller daraufhin den Plan, dass der Ausländerbehörde ein Teilumzug in die Kriegsbergstraße bevorstehe. Dort soll ein Gebäude der Bahn angemietet werden, das derzeit leer stehe. „Wir wollen mit dem Team Asyl und dem neu zu gründenden Sachgebiet Flüchtlinge mit rund 40 Sachbearbeitern dort Anfang 2016 einziehen“, sagte sie. Am Freitag wird sich der Wirtschaftsausschuss mit der Mietsache befassen. Koller erhofft sich dadurch bessere Arbeitsbedingungen fürs Personal: „Wir streben Doppelbüros an, denn der Geräuschpegel, wie wir ihn heute in den großen Büros haben, zehrt an den Mitarbeitern.“

Am Mittwoch hat sich OB Fritz Kuhn selbst ein Bild gemacht von den, so Schairer, „unzumutbaren Zuständen“. Dazu gehört neben der unbefriedigenden räumlichen Situation die katastrophale personelle: Zurzeit sind circa 24 der 93 Personalstellen nicht besetzt, der Krankenstand liegt mit 26 Tagen pro Jahr weit über dem Doppelten der anderen Beschäftigten bei der Stadt Stuttgart, die Fluktuation ist ebenfalls überdurchschnittlich, für die Wiederbesetzung freier Stellen fehlen Fachkräfte, und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter sei erst nach zwei bis drei Jahren abgeschlossen. „Das liegt am komplizierten Recht“, sagt die Amtschefin. Hätte es 1960 nur vier Aufenthaltstitel gegeben, würden heute knapp 100 existieren.

Jobs sollen attraktiver werden

FDP-Stadträtin Sibel Yüksel beklagte, dass erst jetzt auf den Personalmangel reagiert werde, Vittorio Lazaridis (Grüne) appellierte an die Fürsorgepflicht der Stadt, Guntrum Müller-Enßlin (SÖS/Linke plus) fragte, warum nur das Sozialamt trotz der vielen Flüchtlinge handlungsfähig bleibe.

Zurzeit arbeitet die Verwaltung an einer Organisationsuntersuchung. Geprüft werden laut Koller die Verbesserung der Stellenbewertung und der Aufstiegsmöglichkeiten. Bereits eingerichtet sind fünf Stellen für die Dauer von zwei Jahren als Reserve für kündigende oder kranke Mitarbeiter. Vier Stellen wurden für Bürohilfsdienste geschaffen, wovon drei bereits besetzt sind, und für drei von vier zusätzlichen Stellen für den Asylbereich sind ebenfalls Mitarbeiter gefunden worden. Bisher scheint dies eher ein Tropfen auf den heißen Stein. CDU-Stadtrat Jürgen Sauer stellte deshalb klar: „Wir müssen das Thema Personalbedarf in den Haushaltsplanberatungen behandeln.“ Das Ergebnis der Organisationsuntersuchung soll laut Koller bis dahin vorliegen.