An der griechisch-türkischen Grenze spitzt sich die Lage zu. Foto: AP/Giannis Papanikos

Die Waffenruhe für Syrien ändere nichts daran, dass die Grenzen zur EU für Migranten offen seien, sagte Erdogan. Die EU ist sich uneins, ob sie der Türkei zusätzliche Hilfsgelder zahlen soll.

Kastanies - An der griechisch-türkischen Grenze ist es am Freitag erneut zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften sowie Flüchtlingen und Migranten gekommen. Die griechischen Behörden setzten Tränengas und einen Wasserwerfer ein, um die Menge daran zu hindern, auf griechisches Gebiet vorzudringen. Türkische Behörden feuerten Tränengas auf die griechische Seite der Grenze.

Viele Flüchtlinge und Migranten lagern in Grenznähe auf der türkischen Seite in der Hoffnung, auf die griechische Seite zu gelangen. Reporter wurden von der türkischen Seite der Grenze ferngehalten. Sie sahen aber mindestens einen Bus voller Menschen, der die Gegend am Freitagmorgen verließ. Wohin er fuhr, war unklar.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte vergangene Woche erklärt, sein Land habe die Grenze für Flüchtlinge und Migranten geöffnet, die nach Europa wollten. Daraufhin versammelten sich Tausende Flüchtlinge und Migranten an der Landgrenze zu Griechenland. Seit Tagen kommt es zu Zusammenstößen mit griechischen Grenzbeamten, die den Menschen den Übertritt verwehren.

Am Donnerstag handelte Erdogan mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Waffenruhe für Nordwestsyrien aus. Dadurch ändere sich die türkische Politik bezüglich der Migranten nicht, sagte Erdogan bei seiner Rückkehr aus Moskau. „Wir haben keine Zeit, mit Griechenland zu besprechen, ob die Tore, die wir geöffnet haben, jetzt geschlossen sind“, sagte er laut der staatlichen Agentur Anadolu. „Unsere Tore sind offen. Die Flüchtlinge werden so weit gehen, wie sie können. Wir zwingen sie nicht, fortzugehen.“

Erdogan beschuldigt Griechenland, die Migranten grausam zu behandeln

Erdogan beschuldigte Griechenland, die Migranten grausam zu behandeln. Er sagte, er habe sich geweigert, an einem möglichen Treffen in Bulgarien zur Migrantenthematik teilzunehmen. Er habe nicht „im gleichen Rahmen“ wie der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erscheinen wollen, sagte er.

Außenminister der Europäischen Union kamen in Zagreb zusammen, um über den Migrationsdruck auf Griechenland zu sprechen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, die EU müsse ihre Beziehungen zur Türkei und Russland verbessern und die Minister würden über zusätzliche Gelder für die Türkei sprechen. „Die Türkei hat eine große Last, vier Millionen Menschen, wir müssen das verstehen“, sagte Borrell. „Aber gleichzeitig können wir nicht akzeptieren, dass Migranten als Druckmittel verwendet werden.“

Der niederländische Außenminister Stef Blok sprach sich gegen mehr Hilfen für die Türkei aus und kritisierte die „zynische Weise“, in der Erdogan die Flüchtlinge ausnutze. „Wir sollten nicht auf den Druck reagieren, den die Türkei auf uns ausübt, indem wir unter Druck mehr Geld zustimmen“, sagte er.

Auf der griechischen Seite der Grenze zur Türkei nutzten die Behörden Einheimische mit guten Ortskenntnissen, um Flüchtlinge und Migranten zu stoppen, die es über die Grenze schafften. „Wir sind hier geboren, wir leben hier, wir arbeiten hier, wir kennen die Übergänge besser als jeder andere“, sagte Panayiotis Ageladarakis, Gemeindevorsteher im Grenzdorf Amorio. Sie hielten die Menschen fest und riefen die Polizei, die sie dann festnehme. „Wohin sie sie bringen, interessiert uns nicht“, sagte er.