Auch im ehemaligen Best-Western-Hotel in Winterbach leben seit Januar Flüchtlinge Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

26 ehemalige Hotels und Pensionen in der Region Stuttgart werden derzeit als Flüchtlingsunterkünfte genutzt – Tendenz steigend. Das gefällt nicht jedem.

Stuttgart - Angesichts der anhaltend hohen Flüchtlingszahlen kaufen oder mieten die Stadt Stuttgart und die angrenzenden Landkreise immer mehr Hotels und Pensionen für die Unterbringung. Derzeit sind es in der Region bereits 26 Betriebe. Manche der Häuser standen vorher leer, andere geben den Hotelbetrieb eigens dafür auf.

Mitarbeiter, die durch die Umnutzung ihren Job verlieren, kritisieren die Entwicklung scharf. Sie bekommen Unterstützung von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. „In manchen Betrieben behauptet die Geschäftsleitung beharrlich, man hätte ohnehin schließen müssen“, sagt deren Hotel-Experte Guido Zeitler. Dabei habe man schlicht notwendige Modernisierungen versäumt oder wolle ein gutes Geschäft machen. Auch Spekulanten hätten den Markt für sich entdeckt: „Angefangen hat das mit der Reaktivierung kleiner, bereits geschlossener Häuser. Spekulanten haben sie zum Teil für wenig Geld gekauft und als Flüchtlingsunterkünfte angeboten. Die verdienen jetzt richtig.“

Mancherorts schlagen Spekulanten Profit aus der Not des Staates

Die Gewerkschaft warnt davor, dass der Ärger speziell von entlassenen Mitarbeitern über die Geschäfte auf die Flüchtlinge zurückfallen könnte: „Das passiert reflexartig, obwohl die Asylsuchenden dafür überhaupt nichts können.“ Bei allem Verständnis für den Druck, unter dem die Politik stehe, müsse man deshalb „in jedem Einzelfall genau schauen, ob es sich um eine sinnvolle Lösung handelt oder ob jemand Profit aus der Not des Staates schlagen will“.

Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband sieht man dagegen keinen Trend. „Es handelt sich meist um Häuser, die schon leer standen oder ohnehin geschlossen werden sollten“, sagt Landessprecher Daniel Ohl. Solche Betriebe seien in der Flüchtlingsthematik derzeit „eher Teil der Lösung als ein Problem“. Es handle sich schlicht um betriebswirtschaftliche Entscheidungen.