Sigmar Gabriel – hier auf Besuch in Jordanien – rechnet dieses Jahr mit mehr als einer Million Flüchtlingen in Deutschland. Foto: dpa

Der Vizekanzler Sigmar Gabriel rechnet damit, dass dieses Jahr mehr als eine Million Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden. Die offizielle Schätzung liegt derzeit bei 800 000.

Mainz - Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland wird nach Einschätzung von Vizekanzler Sigmar Gabriel in diesem Jahr die Millionengrenze überschreiten. „Mehr als eine Million Flüchtlinge nimmt Deutschland in diesem Jahr auf“, sagte der SPD-Chef am Sonntag auf einem Perspektivkongress seiner Partei in Mainz. Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es nicht mehr eine solche Fluchtbewegung gegeben.

Der Bund rechnet offiziell bislang mit 800 000 Migranten in diesem Jahr. Seiner Partei riet Gabriel, sich nicht entweder auf das „Wir schaffen das“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder auf das „Grenzen dicht“ von CSU-Chef Horst Seehofer einzulassen. Es handele sich hier um falsche Alternativen. In Wahrheit gehe es darum, die Bedingungen in Deutschland zu schaffen, unter denen die Herausforderungen zu bewältigen seien.

Die zentralen Fixpunkte des konservativen Weltbilds wie „weniger Staat, weniger Steuern, weniger Regeln, mehr Privatisierung“, aber auch mehr Vereinzelung und weniger Solidarität gerieten ins Wanken. Zugleich unterstrich Gabriel, die Antworten, die CDU-Chefin Merkel zu geben versuche, „sind uns Sozialdemokraten in diesen Tagen offenbar deutlich sympathischer als weiten Teilen ihrer eigenen Partei“. Gabriel fügte hinzu: „Ihre härtesten Gegner sitzen nicht bei uns, sondern wie so oft in der CDU und CSU.“