Knapp 30 Interessierte informierten sich über das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingsarbeit. Foto: Fatma Tetik

Die Hilfsbereitschaft in der Flüchtlingsarbeit ebbt langsam ab. Das bekommen die Freundeskreise und Hilfsvereine mittlerweile deutlich zu spüren. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen sucht deshalb nach Ehrenamtlern.

Leinfelden-Echterdingen - Zwei Jahre nach dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 zeichnet sich ein bundesweiter Trend ab: Nicht nur die Zahl der Neuankömmlinge ist stark zurückgegangen, sondern auch die der willigen Flüchtlingshelfer. Von diesem Trend ist auch Leinfelden-Echterdingen betroffen. Setzten sich Anfang 2016 noch rund 400 Helfer für die Menschen in Not ein, engagieren sich aktuell immerhin noch etwa 300 Menschen in der Flüchtlingsarbeit. Die Stadt ist jedoch weiter auf Ehrenamtliche angewiesen und hat deshalb Interessierte zu einem Infoabend eingeladen.

Etwa 30 Bürger folgten der Einladung in die Zehntscheuer. „Das ist deutlich mehr, als wir erwartet haben“, sagte Mario Matrai. Der städtische Ehrenamtskoordinator führte gemeinsam mit Peter Löwy, dem Leiter des Amtes für soziale Dienste, durch den Abend. Löwy informierte die Gäste zunächst über den aktuellen Stand in der Flüchtlingsbetreuung. Circa 300 Flüchtlinge befinden sich demnach aktuell in der vorläufigen Unterbringung im Nödinger Hof in Stetten, in dem Containerdorf in Echterdingen und in der Steinbeisstraße in Oberaichen. Hinzu kommen rund 350 Menschen, die in den Unterkünften der Anschlussunterbringung leben.

Die Sprache ist der Schlüssel zur erfolgreichen Integration

„Wir brauchen die Unterstützung der Ehrenamtlichen weiterhin dringend und sind dankbar für das Engagement“, sagte Löwy. Insbesondere beim Spracherwerb und in der Alltagsbegleitung suche man noch tatkräftige Unterstützung. „Sprache ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration“, sagte Antje Weber von der Fachbereichsleitung Sprachen und Kultur an der Volkshochschule L.-E. Zwar biete die Volkshochschule verschiedene Integrationskurse für Flüchtlinge an, doch ohne Wiederholungen und praktische Sprachübungen seien die Kurse für viele nicht zu bewältigen.

Weber berichtete zudem von einem Dilemma an der Volkshochschule. Zu Beginn der Flüchtlingswelle habe man zu wenig Kapazitäten für Deutschkurse an der VHS gehabt. Die Flüchtlinge mussten teilweise monatelang auf einen Kurs warten. Ehrenamtliche Sprachbegleiter hätten in dieser Zeit wertvolle Arbeit geleistet, indem sie praxisnah mit den Menschen Deutsch gelernt haben. Zu Beginn der Kurse verfügten somit viele Flüchtlinge zumindest über Grundkenntnisse in der deutschen Sprache. Jetzt ist eine Kursteilnahme bereits kurz nach der Anmeldung möglich. „Das ist natürlich sehr positiv, allerdings kommen die Menschen jetzt mit ganz anderen Vorkenntnissen zu uns und haben deutlich mehr Schwierigkeiten in dem vorgegebenen Tempo mitzukommen“, sagte Weber.

In der Debatte dürfen die Frauen nicht vergessen werden

Eine individuelle Betreuung der Schüler sei an der VHS nicht möglich. Weber bat deshalb die Helferkreise in L.-E. um Unterstützung. Vertreter der fünf Helferkreise, die sich in der Veranstaltung kurz vorstellten, haben indes selbst mit diesem Problem zu kämpfen. Die Unterstützerkreise sind auch auf der Suche nach motivierten Sprachbegleitern. Allerdings verlange die Tätigkeit eine hohe Frusttoleranz, Geduld und Flexibilität, berichtete Stefanie Schwesig vom AK Asyl LE. „Pünktlichkeit ist oft ein Problem“, sagte sie.

Eine Herausforderung für die ehrenamtlichen Helfer ist zudem eine große Fluktuation in den Unterkünften. „Eine nachhaltige Betreuung ist oft nicht möglich“, kritisierte eine Helferin. Flüchtlinge, die schon länger in der Stadt seien, und Neuankömmlinge hätten zudem ganz andere Bedürfnisse, die man unter einen Hut bringen müsse. Man sei mit der Kapazität der Ehrenamtlichen am Limit.

Monika Heilmann, die der Gruppe Arbeit und Integration vorsteht, appellierte am Ende der Veranstaltung eindringlich daran, in der ganzen Debatte die Frauen nicht zu vergessen. Vielen jungen Müttern sei es nicht möglich, an einem Sprachkurs teilzunehmen, da sie keine Betreuung für die Kinder hätten. „Manchmal wollen auch die Ehemänner nicht, dass ihre Frauen Deutsch lernen“, berichtete sie. Ein verpflichtender Kurs für Frauen mit integrierter Kinderbetreuung seitens der Stadt sei wünschenswert.

Wer sich in den bestehenden Helferkreisen engagieren will oder sich über die Flüchtlingsarbeit informieren möchte, kann sich beim Ehrenamtskoordinator der Stadt, Mario Matrai, melden unter 0711 / 160 03 26 oder M.Matrai@le-mail.de