Viele Menschen kamen zu der Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindezentrum am Bonhoefferweg. Foto: Alexandra Kratz

In zwei Pavillons der Fasanenhofschule sollen 80 Flüchtlinge untergebracht werden. Zudem ist geplant, am Ehrlichweg vier Systembauten zu erstellen. Manch einer auf dem Fasanenhof sieht diese Vorhaben kritisch.

Fasanenhof - Selten hat man Jürgen Lohmann so aufgebracht erlebt. Wenn manch einer auf dem Fasanenhof meine, dass der Stadtteil mit der Aufnahme von 80 Flüchtlingen bereits ausgelastet sei, dann sei er von diesen Fasanenhofern enttäuscht, sagte der Möhringer Bezirksvorsteher und ergänzte: „Wir befinden uns in einer besonderen Krisensituation. Da kann man eben manchen Plan nicht gleich umsetzen. Es geht um Menschen. Da muss man auch mal zurückstecken.“

Vorausgegangen waren mehrere Wortmeldungen. „Ich komme mir verarscht vor“, sagte eine Frau. Geplant gewesen sei, am Ehrlichweg nachzuverdichten und auf dem ehemaligen Schulgelände einen Kindergarten, Spielplatz oder etwas Ähnliches zu bauen. „Jetzt bekommen wir Asylantenheime, obwohl wir Wohnungen bräuchten. Da stimmt was nicht“, sagte die Frau. Ein Mann ergänzte: „Viele Familien in Stuttgart suchen eine bezahlbare Wohnung. Diese Familien sehen es nicht ein, weshalb sie nun wegen der Flüchtlinge auf der Strecke bleiben.“ Eine weitere Zuhörerin sagte: „Wir sind gerade einmal seit zwei Jahren aus dem Programm ,Soziale Stadt’ draußen. Unser ehrenamtliches Engagement ist ausgeschöpft. Mit den 80 Flüchtlingen in den Pavillons sind wir ausgelastet.“

Die Stimmung war gereizt

Die Stimmung bei der Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindezentrum am Mittwochabend war gereizt. Daran änderte auch Günter Gerstenbergers Präsentation nichts, die mit Zahlen untermauerte, wie dramatisch die weltpolitische Lage ist. Um darauf zu reagieren, will die Stadt Stuttgart kurzfristig 80 Flüchtlinge in zwei Schulpavillons an der Markus-Schleicher-Straße unterbringen. Der Einzug ist für November geplant. Außerdem sollen auf dem Gelände am Ehrlichweg, auf dem sich einst die Außenstelle der Schule befand, bis Sommer 2016 vier Systembauten für insgesamt 321 Flüchtlinge entstehen. „Ich bin heute hier, um für Verständnis für diese Vorhaben zu werben“, sagte Gerstenberger. „Der Bau von Wohnungen löst das Problem nicht“, sagte er und warnte davor, verschiedene Personengruppen gegeneinander auszuspielen.

Auch die Tatsache, dass 80 Flüchtlinge in die Pavillons an der Markus-Schleicher-Straße ziehen sollen, stimmte manch einen skeptisch. Es gebe Gerüchte, dass in den Pavillons einst Asbest verbaut worden sei, und dass die Wände mittlerweile schimmelten. Gerstenberger versprach, diesen Hinweis an das Hochbauamt weiterzugeben. Ein Familienvater fragte, welche „Sicherungsmaßnahmen“ geplant seien. Schließlich seien die Pavillons direkt neben der Schule. Gerstenberger antwortete, dass kein Sicherheitsproblem zu erwarten sei. Schließlich seien Asylbewerber keine Kriminellen. Lohmann ergänzte, dass es einen Zaun geben werde, sodass die Schule und die Flüchtlinge jeweils ihren eigenen Bereich haben. Zudem habe das Sozialamt zugesichert, einen Wachdienst einzusetzen, sollte es zu Problemen kommen.

Auch viele positive Stimmen

Doch es gab auch viele positive Stimmen. Eine Frau meldete sich gleich zu Beginn und fragte, wie man sich ehrenamtlich einbringen könne. Jürgen Lohmann betonte, wie wichtig ein Freundeskreis sei. Die Ehrenamtlichen in Möhringen leisteten hervorragende Arbeit. Er sei davon überzeugt, dass das Engagement des Freundeskreises ein Grund dafür sei, dass das Zusammenleben der Flüchtlinge am Lautlinger Weg so gut funktioniere. Einige Mitglieder des Freundeskreises berichteten von ihrer Arbeit. Jeder könne sich entsprechend seiner Kapazitäten und Fähigkeiten einbringen, so der Tenor. „Warum engagieren Sie sich?“, fragte eine Zuhörerin. „Weil es mir gut geht, und weil ich Christ bin. Ich möchte etwas zurückgeben“, antwortete ein Vertreter des Freundeskreises. Gleichzeitig habe er aber auch seinen Horizont erweitert und viele neue Erfahrungen gemacht. Eine seiner Mitstreiterinnen ergänzte: „Wir müssen nur ein bisschen Zeit in die Hand nehmen, und wir machen Menschen glücklich.“ Auf den von Lohmann vorbereiteten Listen trugen sich anschließend 40 Frauen und Männer ein, die sich vorstellen können, in einem Freundeskreis mitzuwirken.

Weitere Infos
zum Freundeskreis Möhringen stehen unter www.freundeskreis70567.de. Wer sich engagieren möchte, kann sich auch im Bezirksrathaus unter der Telefonnummer 216-6 09 22 melden.