Rettungssanitäter werden immer wieder Opfer von (verbalen) Attacken Foto: dpa

Dass Mitarbeiter eines Rettungsdienstes beim Einsatz angegangen werden, ist keine Seltenheit mehr. Am Freitag gab es einen solchen Vorfall in einem Flüchtlingsheim in Obrigheim.

Obrigheim - Eigentlich wollten zwei Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in einer Flüchtlingsunterkunft am vergangenen Freitag in Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) einem kranken Mann helfen. Doch kurz nach ihrer Ankunft wurden sie von knapp 30 anderen Flüchtlingen angebrüllt und geschubst. Verletzt wurde niemand. Ein Mann trat nach Angaben der Polizei aber gegen den Kotflügel des Krankenwagens, der dadurch entstandene Sachschaden beläuft sich auf geschätzte 1000 Euro. Den Wüterich erwartet eine Anzeige wegen Sachbeschädigung.

Die Situation sei bereits bei Eintreffen des Rettungsdiensts aufgeheizt gewesen und habe sich weiter hochgeschaukelt, sagte der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Mosbach, Steffen Blaschek, unserer Zeitung. Den Auslöser dafür habe man „nicht verifizieren“ können. Die Frage, warum die Menschenmenge derart in Rage geriet, konnte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn am Montag noch nicht beantworten: „Wir müssen die Vernehmungen mit einem Dolmetscher abwarten.“

Blaschek hatte sich die Vorkommnisse von den beteiligten Kollegen schildern lassen. Demnach wollten sie mit Hilfe einer Dolmetscherin herausfinden, welche gesundheitlichen Probleme der Patient hatte. Die Flüchtlinge sollen die Dolmetscherin allerdings abgelehnt, die Rettungskräfte überrumpelt und den Patienten selbst zum Krankentransportwagen getragen haben. „Offenbar ging ihnen alles zu langsam“, sagte Blaschek. Erst als mehrere Einsatzkräfte der Polizei eintrafen und den Dialog suchten, beruhigten sich die erhitzten Gemüter – zum Wohle des Patienten, der am Ende des Einsatzes in eine Klinik nach Mosbach eingeliefert wurde.

DRK-Landesverband beklagt „mangelnden Respekt“ bei Einsätzen

Attacken auf Rettungssanitäter wie jene in Obrigheim gibt es nach Angaben des DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg immer wieder. Zwar erheben weder das Innenministerium noch der Verband Zahlen. Aber aus den Beobachtungen lasse sich sagen, dass es mittlerweile bei vielen Einsätzen an Respekt mangle, sagte der Sprecher des DRK-Landesverbands, Udo Bangerter: „Die Zahl der Unverschämtheiten hat zugenommen. Körperliche Angriffe sind aber nach wie vor absolute Ausnahmen.“

Dass sich der Ton „verschärft“ habe, wie es Bangerter ausdrückt, sei für die Rettungskräfte unangenehm. Umso wichtiger sei es, dass Kommunikation und Deeskalation bei der Ausbildung zum Notfallsanitäter einen „deutlich größeren Raum“ als früher habe.