Ehrenamtliche Hilfe in Flüchtlingsunterkünften geht über die Essensversorgung weit hinaus. Hier im Bild Maral Amanova aus Turkmenistan. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Caritasverband Stuttgart und die Evangelische Gesellschaft (Eva) gehören zu den großen freien Trägern der Flüchtlingsbetreuung in Stuttgart. Beide atmen auf, nachdem die Stadt die Sozialarbeiterstellen aufstocken will. Die Rekrutierung wird nicht einfach.

Nachdem der städtische Koordinierungsstab den Ausbau der Sozialbetreuung in den Sammelunterkünften für Ukrainer beschlossen hat, ist die Erleichterung in den Einrichtungen, bei Trägern und bei Kommunalpolitikerinnen groß. „Ich dachte, da kommt demnächst eine Beschlussvorlage. Dass es jetzt so schnell geht, hätte ich nicht erwartet. Ich bin sehr zufrieden damit“, sagt die FDP-Stadträtin Sibel Yüksel. Sie hatte Ende März zusammen mit der SPD-Fraktion Betreuungsmängel moniert. Auch die SPD begrüßt die Entscheidung. „Wir freuen uns, dass die zwingend erforderliche professionelle soziale Betreuung nun auf den Weg gebracht wird. Wir regen zudem an, neben der sozialen Betreuung auch Hausleitungen einzurichten“, sagt Maria Hackl, die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion.

Optimismus überwiegt

„Wir werden – wie die anderen Träger auch – die Stellen umgehend ausschreiben und versuchen, das Personal dafür zu gewinnen“, sagt Klaus Käpplinger, der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Gesellschaft (Eva). Das sei zwar nicht einfach, aber „wir sind davon überzeugt, dass wir kreative Lösungen finden“. Klaus Käpplinger will im Rahmen der Personalakquise prüfen, ob das pädagogische und psychologische Fachpersonal auch aus dem Kreis der Geflüchteten zu finden ist und angestellt werden kann. Die Eva habe damit gute Erfahrungen gemacht: das diakonische Unternehmen beschäftige in seinem Internationalen Beratungszentrum aktuell zwei ukrainische Diplom-Sozialpsychologinnen im Tandem mit russischsprachigen Sozialpädagoginnen.

Auch Muttersprachler sind gesucht

Derzeit würden in Hotels die Hotelbetreiber die Hausleitungen stellen, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen. „Wir sind ihnen zu großem Dank verpflichtet“, sagt Pfarrer Käpplinger, „aber gleichzeitig sehen wir, dass Ehrenamtliche dabei sehr belastet werden und teilweise über die Grenzen ihrer Kräfte gehen.“ Deshalb unternehme man große Anstrengungen, diese Arbeit Fachkräften anzuvertrauen. „Wir blicken nach vorn. Gemeinsam mit Verwaltung, Ehrenamtlichen und freien Trägern meistern wir auch diese Herausforderung.“

Gute Sozialarbeit leisten

„Die Stadt Stuttgart geht mit dieser Entscheidung einen starken Schritt in die richtige Richtung“, sagt Raphael Graf von Deym, Vorstand der Stuttgarter Caritas. „Mit dieser Finanzierung können wir gute soziale Arbeit leisten. Und bei den Geflüchteten aus der Ukraine kommt die Hilfe an, die sie jetzt brauchen.“ Jetzt sei es wichtig, die Nothilfe in reguläre Sozialarbeit zu überführen und die Menschen dabei nachhaltig zu unterstützen, in einem Sozialraum anzukommen und Anschluss zu finden.