Beim gemeinsamen Speisen und den Gesprächen, die sich dabei ergeben, bewegen sich Menschen aufeinander zu. Foto: Horst Rudel

Geflüchtete Menschen kochen im Café Syria für Einheimische und kommen ihnen so näher. Mit dieser Idee will der Freundeskreis Asyl beim Deutschen Integrationspreis weit vorne landen.

Ostfildern - Das Café Syria in Ostfildern ist nicht etwa ein Gastronomiebetrieb – worauf allein der Name vorschnell schließen ließe. Aber es ist ein ganz besonderer Ort der Integration. Alle zwei bis drei Monate laden syrische Flüchtlingsfamilien Bürger ihres Zufluchtsorts dazu ein, mit ihnen Gerichte aus ihrer Heimat zu kosten. Die 100 bis 150 Gäste, die sich bei den Treffen jeweils einfinden, lernen dabei nicht nur fremden Speisen, sondern auch deren Köche besser kennen. Man kommt miteinander ins Gespräch und baut so Vorurteile ab. Kein Wunder, dass der Ostfilderner Freundeskreis Asyl mit diesem Projekt im Wettbewerb um den Deutschen Integrationspreis der Hertie-Stiftung auf einem guten Weg ist. Von ursprünglich 250 eingereichten Initiativen sind inzwischen noch 34 im Rennen – das Ostfilderner Café Syria ist dabei.

Insgesamt gibt es 100 000 Euro Preisgeld

Ursula Zitzler, die Vorsitzende des Freundeskreises Asyl, ist „optimistisch“, auch am Ende noch mit von der Partie zu sein. Nämlich dann, wenn zum 26. Oktober sechs bis acht der Projekte nach Frankfurt zur Preisverleihung eingeladen werden. Aus den noch verbliebenen Projekten werden von einer Jury drei Gewinner ausgewählt, die sich über die Ausschüttung von insgesamt 100 000 Euro Preisgeld freuen dürfen. Wer die Reise nach Frankfurt antreten darf, entscheidet sich laut Ursula Zitzler voraussichtlich Ende August.

Am Samstag haben die syrischen Familien im Katholischen Gemeindehaus St. Monika im Ostfilderner Stadtteil Ruit wieder groß aufgekocht. Bei Jabrak (gefüllte Weinblätter), Mejdara (ein Linsengericht), Usi (ein Erbsengericht) und Mtabel (Auberginen mit Sesamöl) haben die rund 120 Gäste und ihre Gastgeber bewiesen, dass Integration auch durch den Magen geht. Denn beim gemeinsamen Essen kommen sich die Geflüchteten und die Ostfilderner Bürger näher.

Im vergangenen Jahr war die Idee im Rahmen des Kommunalen Flüchtlingsdialogs der Stadt Ostfildern in einer Gruppe mit Geflüchteten und Einheimischen entstanden. Initiatoren, Mitdenker, Organisatoren und Umsetzer sind die Menschen, die bei hier Zuflucht suchen. Sie sind es, die die Speisen zubereiten, die die Gäste bewirten und für die musiklaische Rahmengestaltung sorgen. Am Samstag übernahmen zwei junge Syrer sowie Flüchtlingskinder, die die Musikschule besuchen, die Unterhaltung der Café-Besucher. Das Projekt macht zumindest regional durchaus Schule, berichtet Ursula Zitzler. Beispielsweise habe ein unter den Gästen weilendes Ehepaar aus Wernau bekundet, „diese Idee auch in ihrer Heimatstadt umsetzen zu wollen“. Auch Besucher aus Stuttgart seien vom Café Syria sehr angetan gewesen.

Ein Kochbuch als Dankeschön

Ursula Zitzler ist überzeugt, dass sich diese Idee leicht auf andere Kommunen übertragen lässt. Es würden dafür einzig engagierte Geflüchte, Ehrenamtliche zur Unterstützung und ein geeigneter Veranstaltungsort benötigt, sagt sie. Das Café Syria in Ostfildern wird von diversen Sponsoren unterstützt. Als Dankeschön soll nun ein Kochbuch entstehen und es sollen zwei Kochabende veranstaltet werden.

Eine Frage, die bei der Bewerbung um den Deutschen Integrationspreis vom Veranstalter, der Hertie-Stiftung, gestellt wird ist die, wofür denn das Preisgeld eingesetzt werde, sollte es mit einem der ersten drei Plätze klappen? Auch da hat der Freundeskreis Asyl bereits eine Antwort parat: „Ein Lehmofen soll dazu beitragen, die gesamte Vielfalt der syrischen Küche anbieten zu können“, heißt es in einem Informationsblatt für die Jury. Doch vorrangig wäre das Ziel, mit dem Preisgeld Ostfilderner Flüchtlingsfamilien aller Nationalitäten bei der Integration zu unterstützen.