In Zuffenhausen und Feuerbach sollen noch einmal insgesamt vier Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden. Nach Stammheim sollen bis zu 243 weitere Flüchtlinge. Foto: Max Kovalenko

Stammheim, Feuerbach und Zuffenhausen sollen zusätzliche Asylbewerber aufnehmen.

Stuttgarter Norden - Die Stadtverwaltung arbeitet mit Hochdruck daran, ihrer Linie bei der Unterbringung von Flüchtlingen treu bleiben zu können. Der sogenannte Stuttgarter Weg sieht unter anderem dezentrale Standorte mit maximal 250 Asylbewerbern vor. „Es ist ein Kraftakt, aber wir kümmern uns darum, Menschen, die in Not zu uns kommen, angemessen unterzubringen“, sagt Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer. Bislang ist das der Stadt auch gelungen. Immer wieder hat die Verwaltung Standorte präsentieren können, an denen Gebäude und Wohnungen angemietet beziehungsweise auch neue Bauten errichtet werden konnten. Derzeit sind rund 3300 Flüchtlinge in insgesamt 72 Unterkünften in 17 Stadtbezirken untergebracht.

Doch das reicht noch lange nicht aus: Laut aktueller Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wird die Zahl der Asylbewerber, die Stuttgart monatlich zugewiesen werden, erneut steigen – von 207 auf 307. „Wie wir das stemmen, können wir aus heutiger Sicht nicht sagen. Ich kann da keine schnelle Lösung anbieten. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Erster Bürgermeister Michael Föll im Sozial- und Gesundheitsausschusses des Gemeinderats am 18. Mai, nachdem er von der neuen Prognose erfahren hatte.

In der Bürgermeister-Runde wird diskutiert

Knapp vier Wochen später kann Föll erste Ergebnisse präsentieren. An diesem Donnerstag wird er Oberbürgermeister Fritz Kuhn und den anderen Bürgermeistern mehrere Standorte vorschlagen, an denen weitere sogenannte Systembauten für etwa 1500 Asylbewerber entstehen könnten. Auf der Liste tauchen auch jeweils zwei Gebäude in Zuffenhausen und Feuerbach auf, wie aus dem Stuttgarter Rathaus zu erfahren ist. Welche Standorte den Mitgliedern des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderats dann am Freitag, 19. Juni, erstmals öffentlich vorgeschlagen werden, ist zwar noch nicht endgültig klar. Doch in die nähere Auswahl ist auf jeden Fall eine Fläche zwischen Bahngleisen und Schwieberdinger Straße in Zuffenhausen gerückt, die sich in unmittelbarer Nähe zu einem Discounter befindet. Dort soll Platz für maximal 156 Flüchtlinge geschaffen werden. Die Fläche gehört der Stadt, ist aber noch verpachtet. Bezirksvorsteher Gerhard Hanus weiß noch nichts von den Plänen. Aber: „Wir haben schon rund 300 Flüchtlinge an der Zazenhäuser und der Gottfried-Keller-Straße. Es ist allerdings auch unsere Pflicht, Menschen in Not aufzunehmen. Ich hoffe nur, dass wir das als Bezirk verkraften können.“ Dennoch sei es natürlich besser, dass die Flüchtlinge in Systembauten in Zuffenhausen wohnen, als sie in Schulen und Turnhallen unterbringen zu müssen. „Ich hoffe, dass die Bereitschaft in der Bevölkerung so groß bleibt, sich ehrenamtlich für die Menschen in Not zu engagieren“, sagt Hanus.

Und auch in Feuerbach gibt es ein Gelände, dass sich laut Verwaltung für bis zu drei weitere Flüchtlingsunterkünfte eignen würde. Zwischen Triebweg und Wiener Straße, direkt hinter dem Tanzsportzentrum und den Beachvolleyball-Plätzen des Vitadroms, müssten für die neuen Gebäude aber zirka zehn verpachtete Kleingärten mit einer Größe von insgesamt rund 3500 Quadratmetern weichen. Bezirksvorsteherin Andrea Klöber hat sich zu den Plänen nicht geäußert.

Ottmarsheimer Straße als möglicher Standort

In Stammheim soll es nach den Vorstellungen der Verwaltung neue Unterkünfte an der Ottmarsheimer Straße geben. Auf einem Grundstück hinter der bestehenden und der gerade im Bau befindlichen Kindertagesstätte könnten nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung zwei bis drei Systembauten für insgesamt bis zu 243 Flüchtlinge erstellt werden. Derzeit handelt es sich bei den Flächen um Ackerland, Wiesen und Kleingärten – sie befinden sich in städtischem Besitz. Bei Zustimmung könnten die Bauten im Frühjahr 2016 fertig sein.

Verwaltungsintern wurde auch über Flächen für zwei Systembauten am Emerholz diskutiert, dann allerdings zurückgestellt. Der Grund: Von Seiten des Sozialamtes wurden Bedenken laut, die avisierten Gartengrundstücke beim Sportclub seien zu weit außerhalb vom Ortskern gelegen. „Im Stadtbezirk werden derzeit mehr als hundert Flüchtlinge betreut“, sagt Korge. Sie gehe davon aus, dass weitere hinzukommen. „Klar ist, auch wir Stammheimer leisten unseren Beitrag, wenn es um die Betreuung von weiteren Flüchtlingen geht.“ Sie hoffe jedoch, dass zunächst nicht mehr als zwei Systembauten im Ort umgesetzt würden. „Es ist mir lieber wir finden eine sozialverträgliche Lösung und die Menschen kommen peu à peu und nicht auf einen Schlag – so können wir uns mehr Zeit nehmen, um sie willkommen zu heißen.“ Ein Flüchtlingskreis habe sich bereits gebildet und stünde parat. „Wir müssen nicht bei Null anfangen“, sagt Susanne Korge. „Wir stehen in Kontakt mit Leuten, die sich im Freundeskreis für Flüchtlinge engagieren wollen und freuen uns auch noch über weitere Interessierte.“