Die Bundespolizei nimmt länderübergreifend Züge und Bahnhöfe ins Visier, um die illegale Einreise nach Deutschland einzudämmen und Schleuser zu fassen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Exklusiv - 8900 Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr bei der illegalen Einreise nach Baden-Württemberg ertappt worden. Oft bringen Schleuser sie ins Land. Die Polizei kämpft jetzt massiv dagegen an.

Stuttgart - Die Bundespolizei hat in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 138 Schleuser festgenommen. „Im Vergleich zu 2013 ist das ein Anstieg um über 70 Prozent“, sagte eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion Stuttgart unserer Zeitung. Gleichzeitig sind 8900 Flüchtlinge bei der illegalen Einreise ins Land festgestellt worden. Das waren mehr als drei Mal so viele wie im Vorjahr. Noch 2013 sind es nur 2800 Flüchtlinge gewesen. Sie stammen überwiegend aus Syrien, Eritrea und dem Kosovo, aber auch aus Gambia und Afghanistan.

„Die Flüchtlinge kommen häufig mit Schleuserorganisationen ins Land und müssen dafür Beträge zwischen einigen Hundert und mehreren Zehntausend Dollar bezahlen“, so die Sprecherin. Diese Schulden müssen sie oft abarbeiten oder sie opfern ihre gesamte Habe. Der Transport sei in vielen Fällen „menschenverachtend und lebensgefährlich“. Für die Schleuser spiele auch keine Rolle, ob es sich dabei um Kinder handelt. Deshalb habe die Bundespolizei die Kontrollen im vergangenen Jahr massiv verstärkt, um ihnen das Handwerk zu legen.

Viele der illegal einreisenden Flüchtlinge werden per Zug oder Auto über Italien eingeschleust. Laut Dublin-Abkommen müssten sie eigentlich dorthin zurückgeschickt werden. „Die EU-Innenminister wollen das Problem auf übergeordneter Ebene angehen“, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums unserer Zeitung. Als erste Maßnahme seien seit November trilaterale Streifen mit Beamten aus Italien, Österreich und Deutschland in Zügen aus Italien unterwegs. „Mittlerweile werden fünf von sechs Zügen kontrolliert“, so die Sprecherin. Flüchtlinge, die dort angetroffen werden, müssen aussteigen und in Italien bleiben oder werden mit dem nächsten Zug dorthin zurückgeschickt.