Der Behelfsbau am Stadion in Waldenbuch wird wieder abgebaut. Herausforderungen, wie die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt, bleiben. Foto: dpa/ Monika Skolimowska

165 Geflüchtete betreut die Stadt Waldenbuch derzeit. Die Form der Unterstützung hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Zunächst ging es ums Ankommen, heute unter anderem um den Einstieg ins Berufsleben.

Waldenbuch - Die Leichtbauhalle am Pestalozziweg ist schon abtransportiert. Und auch am Behelfsbau beim Stadion hat der Rückbau begonnen. 2015 hatte der Landkreis die beiden Zelte unter dem Druck des großen Flüchtlingszustroms errichtet. Jetzt sind sie an ein Unternehmen aus Osteuropa verkauft worden. Die sichtbaren Zeichen der dramatischen Monate, in denen die Kommune händeringend nach Lösungen suchte, sind verschwunden. Die Herausforderungen, die die Betreuung und Integration der Geflüchteten mit sich bringt, aber sind geblieben und werden die Kommune noch lange Zeit beschäftigen.

„Die Unterstützung hat sich deutlich verändert. Unsere Arbeit ist jetzt auf das dauerhafte Bleiben in unserer Gesellschaft ausgerichtet und sehr viel individueller, anspruchsvoller und zeitintensiver“, stellt die Waldenbucher Integrationsmanagerin Anne Schuberth fest. Gemeinsam mit Ramazan Altintas und Tiba Hijazi steuert sie die Flüchtlingsbetreuung in der Gemeinde. Das Team begleitet derzeit 165 Personen in der Anschlussunterbringung.

Den Neubürgern den Einstieg ins Berufsleben ebnen

Während es in den ersten Monaten nach der Ankunft vor allem ums Ankommen und die Orientierung ging, beginnen die Geflüchteten nun damit, sich ein Leben aufzubauen. „Von den 165 Personen hat der überwiegende Teil mittlerweile eine Aufenthaltserlaubnis‘“, berichtete Anne Schuberth im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. Und auch die Wohnsituation hat sich verbessert. Etwa die Hälfte der Geflüchteten lebt dezentral in städtischen Wohnungen oder in Wohnungen, bei denen die Stadt als Mieter auftritt. 30 Personen haben mittlerweile ein Zuhause auf dem freien Markt gefunden.

„Der Erfolgsschlüssel war die Entscheidung des Gemeinderats, das ganze Stadtgebiet bei der Unterbringung mit einzubeziehen“, stellt der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz im Rückblick fest. Dazu gehörte aber auch die große Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich für die Neuankömmlinge zu engagieren. Nach wie vor sind rund 160 Waldenbucher ehrenamtlich im Freundeskreis für Flüchtlinge aktiv. „Jeder Schüler, der Nachhilfe möchte, bekommt Nachhilfe, und unser Angebot an Sprachkursen ist in dieser Form einzigartig“, betont Anne Schuberth.

Neben der Koordination der Ehrenamtlichen hat die Integrationsmanagerin die Aufgabe übernommen, den Neubürgern den Weg ins Berufsleben zu ebnen. „Mittlerweile haben fast alle Geflüchteten eine tägliche Aufgabe, wie Sprachkurse, Schule oder Praktika“, berichtet die Waldenbucher Ordnungsamtsleiterin Katharina Jacob. Doch nur 17 Personen haben einen festen Arbeitsvertrag, drei sind in Ausbildung.

„Die weltpolitische Lage ist unberechenbar“

Anne Schuberth kämpft mit fehlenden Sprachkenntnissen, mangelnder Schulbildung oder der Traumatisierung durch Krieg und Flucht. „Männer, die in ihrer Heimat als selbstständige Händler und Geschäftsleute die Familie ernähren konnten, müssen hier feststellen, dass sie nur Absagen bekommen“, berichtet sie. „Da müssen wir dann immer wieder Perspektiven aufzeigen, motivieren und Mut machen.“

Das alles brauche Zeit. „Bis wir herausgefunden haben, welche Fähigkeiten ein Mensch hat, vergehen zwei bis drei Jahre“, sagt die Integrationsmanagerin Schuberth. Auch kulturelle Unterschiede erschweren mitunter den Einstieg ins Berufsleben. „Unsere Vorstellung von Pünktlichkeit ist vielen Neuankömmlingen fremd“, beobachte Tiba Hijazi. Und dass man mit Schmiergeld hier nicht weiterkomme, müsse der eine oder andere ebenfalls erst lernen.

Für Anne Schuberth steht deshalb fest: „Wir müssen weiterhin an vielen Schräubchen drehen.“ Und auch der Bürgermeister Michael Lutz warnt davor, sich den Blick in die Zukunft schön zu zeichnen. „Die Schaffung von Wohnraum für sozial schwache Menschen bleibt eine unserer dringlichsten Aufgaben. Es hilft nichts, die Dinge in die rosa Wolke zu schieben. Die weltpolitische Lage ist unberechenbar. Es wird weitergehen“, mahnte er.