In der Ausstellung des Vereins Schutzbauten wird gezeigt, wie die Menschen früher im Tiefbunker hausen mussten. Foto: Archiv Bernd Zeyer

Bei der Stadt hält man nichts von der Idee, im Tiefbunker unter dem Bahnhofsvorplatz Asylbewerber unterzubringen.

Feuerbach - Es vergeht kein Tag, an dem nicht über Flüchtlinge berichtet wird, die unbedingt nach Deutschland wollen. Städten und Gemeinden fällt es immer schwerer, passende Unterkünfte zu finden. Vor diesem Hintergrund, so die Auskunft von Christoph Häring, dem Pressesprecher des baden-württembergischen Integrationsministeriums, hatte sich die Stuttgarter Feuerwehr vor einiger Zeit ans Ministerium gewandt und den Gedanken vorgebracht, die Bunker der Landeshauptstadt auf ihre eventuelle Eignung als Unterkunft zu überprüfen. Daraufhin hatte das Ministerium bei der Stadt nachgefragt, ob dieser Gedanke umsetzbar sei. In Stuttgart, so das Ergebnis, wäre dafür kurzfristig nur ein Gebäude geeignet, nämlich der Tiefbunker unter dem Feuerbacher Bahnhofsvorplatz.

Dort, das scheint jedoch sicher zu sein, werden aber keine Asylbewerber einziehen. „Für die Stadt kommt das nicht in Frage“, sagt Pressesprecher Fabian Schlabach. Man wolle die Flüchtlinge so gut wie möglich und vor allem menschenwürdig unterbringen. Deshalb verzichte man auf Bunker ebenso wie auf Turnhallen und Zelte. Was den Feuerbacher Tiefbunker angehe, sprächen zudem Brandschutzgründe gegen das Vorhaben. Grundsätzlich, so erläutert Florian Gödde, der stellvertretende Pressesprecher der Feuerwehr Stuttgart, müsse es zwei voneinander unabhängige Rettungswege geben und Rauchmelder geben. Der Bunker, so Gödde, sei ein Relikt aus dem Kalten Krieg und keine vernünftige Option als Asylunterkunft.

Schutzbauten Stuttgart e.V. hält den Bunker in Schuss

„Wir wären bereit gewesen, den Bunker sofort zur Verfügung zu stellen“, sagt Rolf Zielfleisch. Der Feuerbacher ist der Vorstandsvorsitzende des Vereins Schutzbauten Stuttgart e.V., der sich seit einigen Jahren um Bunker in der Landeshauptstadt kümmert. Im Tiefbunker unter dem Feuerbacher Bahnhofsvorplatz betreibt der Verein eine Ausstellung zum Thema „Kalter Krieg“, die regelmäßig für Besucher geöffnet wird. Zielfleisch betont, dass der Tiefbunker nur deshalb als mögliche Flüchtlingsunterkunft ins Gespräch kam, da der Verein die Anlage laufend warte und instand halte. Unter anderem gebe es dort noch 300 Liegeplätze komplett mit Betten, Decken und Kissen. Auch die Toiletten seien vom Verein instand gesetzt worden und wären funktionsfähig, die Wasserversorgung könnte im Bedarfsfall ebenfalls gewährleistet werden. Dennoch sagt Zielfleisch: „Es wäre unmenschlich, im Tiefbunker Leute unterzubringen.“

Dabei haben in dem Bunker tatsächlich schon Menschen gelebt. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er als Notunterkunft für Ausgebombte und Flüchtlinge gedient, bis zu 122 Personen hausten dort, unter ihnen auch zahlreiche Kinder. Das ging bis Ende der 1950er Jahre, danach sind dann für ungefähr zwei Jahre italienische Gastarbeiter eingezogen. „Bei unseren Führungen zeigen wir immer wieder auf, unter welch erbärmlichen Umständen die Menschen vor fast 70 Jahren in Bunkern untergebracht wurden“, sagt Zielfleisch.

Der Bunker wurde 1940 gebaut

Mit dem Bau der Anlage war 1940 begonnen worden, nur ein halbes Jahr später war sie bereits fertig. Während der alliierten Luftangriffe hatten dort bis zu 2500 Menschen Schutz gesucht. Die Wände und Decken sind aus Stahlbeton und zwischen 1,6 und 1,8 Meter dick. Die Bunkerdecke liegt etwa anderthalb Meter unter der Erde. In den 1970er Jahren wurde die Anlage umgebaut und in den Zivilschutz integriert. Beim Umbau wurden unter anderem eine Lüftung, ein Generator und eine autarke Wasserversorgung eingebaut. Mittlerweile steht der Feuerbacher Tiefbunker unter Denkmalschutz.