Für ihren Kampf gegen die Terrormiliz IS hat das Europaparlament die Jesidinnen Nadia Murad (links) und Lamija Adschi Baschar mit dem Sacharow-Preis Foto: dpa

Es war ein humanitärer Akt, als das Land vom IS verfolgten Jesidinnen Schutz bot. Das sieht die Stadt Stuttgart auch so. Das Land sollte aber auch weiter für deren intensive Betreuung bezahlen.

Stuttgart - (ury). Das Medienecho war enorm, als Baden-Württemberg im Jahr 2015 auf Initiative von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) als einziges Bundesland ein Sonderkontingent von Flüchtlingen aus dem Nordirak aufnahm. Die meisten der knapp 1100 Frauen und Kinder, die brutal von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verfolgt worden waren, waren Jesidinnen. Sie wurden auf 22 Kommunen verteilt. 116 von ihnen, die teils durch schwere sexuelle Gewalt traumatisiert waren, kamen nach Stuttgart. Von diesen sind noch 75 in der Landeshauptstadt untergebracht.

Nun geht es um die weitere Finanzierung der intensiven sozialen Betreuung, welche die noch immer psychisch schwer belasteten Frauen brauchen. Das Land hatte die Kosten drei Jahre lang übernommen. Schon im vergangenen Jahr hatte die Stadt die rund 164 000 Euro getragen. Diesen Betrag sollte der Sozialausschuss nun für weitere zwei Jahre bewilligen.

Auch Humanität gibt’s nicht zum Nulltarif

Das löste in dem Gremium bei einigen Mitgliedern Unmut aus. Es sei „selbstverständlich“, dass man die Frauen weiter intensiv betreuen müsse, sagte CDU-Stadtrat Markus Bott. Gleichzeitig mache es ihn aber „fassungslos“, dass sich das Land „nach drei Jahren aus der finanziellen Verantwortung verabschiedet“.

Mit dieser Haltung stand Bott nicht alleine. Unter anderem Maria Hackl von der SPD vertrat diese Auffassung. Bott fand breite Zustimmung – auch bei den Grünen – im Ausschuss, dass OB Fritz Kuhn (Grüne) dem Ministerpräsidenten einen Brief mit der Forderung der Kostenübernahme schreiben solle. Dies sei ohnehin schon geplant, klärte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) auf. Doch nun könne man darin noch „die deutliche Aussage des Ausschusses“ aufnehmen.