Auf der Wiese neben der Vereinsgaststätte sollen Modulbauten für Flüchtlinge entstehen. Foto: /Mathias Kuhn

In Stuttgart sollen weitere Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen. Zu den Standorten zählt auch eine Vereinswiese in Hedelfingen. Gegen die Pläne hatte es vor drei Jahren massive Proteste gegeben.

Nun also doch. Auf der Wiese neben der Gaststätte der SportKultur Stuttgart, der früheren Dürrbachklause in der Rohrackerstraße 171, will die Stadt Modulbauten bauen, um dort Asylsuchende unterzubringen. Die einst wegen des Hochwasserschutzes verworfene Idee auf Hedelfinger Gemarkung ist offenbar Bestandteil der nunmehr fünften Tranche der Stadt, weitere Flüchtlingsunterkünfte zu schaffen.

 

Massive Proteste – die Polizei ermittelte

„Ja, dieser Punkt steht auf der Tagesordnung der kommenden Sitzung“, bestätigt Kai Freier seine Aussagen, die er am Ende der vergangenen Bezirksbeiratssitzung verkündete. Ansonsten hält sich der Hedelfinger Bezirksvorsteher aber noch bedeckt. Schließlich ist die entsprechende Gemeinderatsdrucksache bislang noch nicht unterschrieben und damit nicht offiziell. Die Idee ist nicht neu: Bereits vor drei Jahren hatten die Pläne der Stadt, auf der Dürrbachwiese Modulbauten für Flüchtlinge zu errichten, hohe Wellen geschlagen und böses Blut gemacht. Im Rahmen einer von Bürgern gestarteten – und später zurückgezogenen – Onlinepetition formierte sich Widerstand gegen das Projekt. Die Aggression entlud sich nicht nur in beleidigenden Aussagen, sondern gipfelte gar in einer massiven Bedrohung des Vorstands der SportKultur Stuttgart. Die Polizei untersuchte den Vorfall und ermittelte einen Verdächtigen.

So weit soll es nun nicht wieder kommen. Das Problem damals war laut Kai Freier die „mangelnde Kommunikation seitens der Stadt“. Weder Bürger noch Bezirksbeirat waren im Vorfeld in die Pläne eingebunden worden. Vielmehr wurde das Pferd von hinten aufgezäumt, das Projekt zunächst im Gemeinderat besprochen. Die Verwaltung scheint aus den Fehlern – die man damals einräumte – gelernt zu haben. Denn nun wird genau der andere Weg gewählt: Zunächst sollen die betroffenen Bezirksbeiräte informiert werden, bevor der Gemeinderat eine endgültige Entscheidung fällt.

Bessere Kommunikation: Stadt lernt aus Fehlern

Damals sahen die Pläne der Stadt vor, fünf Modulbauten für insgesamt 76 Flüchtlinge an der Rohrackerstraße zu errichten. Einen Rückzieher machte die Stadtverwaltung aber nicht aufgrund der massiven Beschwerden, sondern wegen der Sorge vor Überflutungen. Denn unmittelbar neben der Wiese mit Beachvolleyballfeld, Bolzplatz und Vereinsgaststätte, die zum Sportgelände der SportKultur gehört, fließt der Dürrbach. Damals konnte der Bau der Modulbauten abgewendet werden, da die bereits laufenden Flussgebietsuntersuchungen der Stadt noch nicht abgeschlossen waren. Die Ergebnisse wurden Ende vergangenen Jahres nun vorgestellt, und im Februar bestätigt. Das Ergebnis: Auf der Dürrbachwiese besteht keine Hochwassergefahr.

Auch Standorte in anderen Stadtbezirken

„Der Grund für die damalige Ablehnung ist weggefallen“, sagt Freier. Insofern greift die Verwaltung die Idee von Modulbauten an dieser Stelle nun angesichts des in der Landeshauptstadt nach wie vor großen Drucks bei der Suche nach geeigneten Standorten offenbar wieder auf.

Wie genau die Pläne dieses Mal aussehen, ist hingegen noch offen. Der Bau wird vermutlich durch die städtische Wohnungsbautochter SWSG erfolgen. Zudem ist davon auszugehen, dass in der fünften Tranche weitere Standorte für Modulbauten in anderen Stuttgarter Stadtbezirken enthalten sind, darüber hinaus die Umnutzung von bestehenden Gebäuden und Kostensteigerungen. Sicher scheint indes nur, dass der Stadtbezirk Hedelfingen, neben den bereits fertiggestellten Unterkünften in der Amstetter Straße, nun einen zweiten Standort mit Modulbauten erhalten soll. Erstmals soll die Beschlussvorlage für den Gemeinderat, und damit die genauen Pläne der Verwaltung, in der öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats Hedelfingen am kommenden Dienstag, 11. März, um 18 Uhr im Bezirksrathaus, Heumadener Straße 1, vorgestellt werden.