Wohnheim, im Bild die Unterkunft Im Wolfer in Plieningen, sollen in Stuttgart weniger dicht belegt werden. Foto: Max Kovalenko

Anerkannte Flüchtlinge sollte eigentlich nicht weiter in Wohnheimen leben. Doch das geht einstweilen nicht anders, weil viele keine Privatwohnung finden. Eine nicht ganz kleine Gruppe aber hat das geschafft.

Stuttgart - Gegenwärtig sind in Stuttgarter Unterkünften 8677 Flüchtlinge untergebracht. Seit einigen Monaten sind die Zuwächse weit geringer als zuvor. So hat das Land der Stadt im Mai 105 Flüchtlinge zugewiesen, für Juni sind 108 angekündigt, vor einem Jahr waren es noch mehr als tausend. Gleichzeitig wächst in den Heimen die Zahl der anerkannten oder geduldeten Asylbewerber. Diese liege derzeit bei 1032 und werde „in diesem Jahr noch wachsen“, sagte Sozialbürgermeisterin Isebel Fezer (FDP) am Montag im Sozialausschuss. So stammten 48 Prozent der in Flüchtlingsheimen lebenden Menschen aus Syrien oder dem Irak, sie haben bekanntlich eine gute Bleibeperspektive.

So weit, so gut. Nur: Nach der reinen Lehre sollten anerkannte Flüchtlinge aus den Heimen in die sogenannte Anschlussunterbringung, also am besten in eine Privatwohnung. Weshalb die FDP auch eine Anfrage zu „Fehlbelegungen“ in Unterkünften stellte. Stadträtin Sibel Yüksel: „Die Menschen sollten zügig anderweitig untergebracht werden.“ In der Verwaltung und bei den anderen Fraktionen hält man aber schon den Ausdruck „Fehlbelegung“ für falsch. Denn seit langem ist klar, dass anerkannte Asylbewerber nur schwer eine Wohnung auf dem freien Markt finden. Auf der anderen Seite könne es auch nicht sein, so Maria Hackl von der SPD, „dass Wohnheime zu Dauerwohnungen werden.“

Kritik an der Bezeichnung „Fehlbelegung“

In der Verwaltung hat man nun vor, Wohnheime weniger dicht zu belegen. „Wenn es die Zuweisungszahlen ermöglichen, können wir die 14,5 Quadratmeter großen Zimmer mit zwei statt bisher mit drei Personen belegen“, sagte Axel Wolf vom Immobilienmanagement beim Liegenschaftsamt. Und man werde mit Architekten Gespräche führen, wie die Wohnqualität in den Unterkünften verbessert werden kann. Sozialamtsleiter Stephan Spatz schwebt vor, anerkannte Flüchtlinge künftig in Unterkünften mit nicht mehr als drei Systembauen unterzubringen, um eine überschaubare Größe zu haben.

354 Flüchtlinge haben eine Wohnung gefunden

Das ist in absehbarer Zeit möglich. Es kommen zwar noch weitere Flüchtlinge in die Unterkünfte der Stadt, aber im vergangenen Jahr sind auch nicht wenige ausgezogen. So hätten immerhin 354 in Stuttgart eine eigene Wohnung gefunden, 102 außerhalb, sagte Stephan Spatz. In den ersten vier Monaten dieses Jahres seien schon 150 Flüchtlinge in eine eigene Wohnung in Stuttgart abgewandert, 81 nach außerhalb.

Viele scheinen selbst Wohnraum gefunden zu haben, vermutlich häufig mit der Unterstützung von Helfern oder durch die Vermittlungsstelle der Caritas. Die Zahl der Sozialwohnungen, die durch die Stadt an Flüchtlinge gehen, sei jedenfalls „sehr überschaubar“, sagte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU). Im Vorjahr waren es bei insgesamt 805 Vergaben nur 18. Unter den 3829 in der Vormerkdatei registrierten Haushalten, die eine Sozialwohnung suchen, seien nur 153 Flüchtlingsfamilien.

Die Zahl der Rückkehrer ist gestiegen

Im Übrigen sei auch die Zahl der freiwilligen Rückkehrer deutlich gestiegen, sagte Spatz. So habe die Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt in den zurückliegenden zwölf Monaten 752 Beratungsgespräche mit ausreisepflichtigen Flüchtlingen geführt, von denen tatsächlich 538 freiwillig ausgereist seien. 85 Prozent stammten vom Westbalkan. Spatz geht davon aus, dass man auch dieses Jahr ein ähnliche Zahl schaffen werde. „Wir sind da gut aufgestellt“, sagte er.