Stuttgart befürwortet Aufnahme von Flüchtlingskindern in Tagesstätten Foto: dpa-Zentralbild

Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die in Asylunterkünften wohnen, sollen so schnell wie möglich in Kitas aufgenommen werden. Dort haben sie die Chance, schnell deutsch zu lernen.

Stuttgart - Die Kindertagesstätten in Stuttgart haben sich inzwischen auch für Flüchtlingskinder geöffnet. Auf eine Anfrage der SPD hin hat die Jugendhilfeplanung am Montag im Ausschuss die zum 1. Juni gültigen Zahlen vorgelegt.

Demnach besuchen 77 Kinder aus den 75 Flüchtlingsunterkünften eine städtische oder kirchliche Kindertagesstätte. Wie Heinrich Korn, der stellvertretende Leiter des Jugendamts, erläuterte, sei der Stadt die Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen wegen der bevorstehenden Einschulung besonders wichtig. Momentan könne man nicht den ganzen Bedarf abdecken, von 157 seien noch 37 Kinder auf der Warteliste.

„Wir wissen nicht, wie viel Plätze wir künftig brauchen“, so Korn. Klar aber sei das Ziel der Stadt, die Kinder in bestehende Einrichtungen zu integrieren. Dies sei möglich, wenn sich alle Kitas, auch die der freien Träger, „und nicht nur die in unmittelbarer Nachbarschaft“ daran beteiligten.

Mit der vierten Tranche der Wohnraumbeschaffung für Flüchtlinge werden weitere elf Einrichtungen mit mehr als 2200 Plätzen geschaffen. Dort ziehen nach ersten Prognosen weitere 113 Kinder in dem Alter ein. „Eine 100-Prozent-Deckung ist dann nicht mehr gegeben, und wenn die Familien hierbleiben und die Jüngeren nachwachsen, wird das eine Herausforderung für uns.“

Zurzeit leben 251 Kinder zwischen null und drei Jahren in den Asylheimen, mit der vierten Tranche kommen vermutlich weitere 175 dazu. Sie besuchen bisher nur dann Kitas, wenn es in den Familien Erziehungsprobleme gibt. Das ist derzeit bei fünf Kleinkindern der Fall, 13 stehen auf Wartelisten.

„Das macht deutlich, mit welchen Engpässen wir es zu tun haben“, sagte Judith Vowinkel (SPD), und verwies darauf, dass eine entsprechende Platzplanung vor allem in Stadtteilen mit zwei und mehr Flüchtlingsheimen wichtig wird. Auch die anderen Fraktionen halten das Thema für dringlich, zumal, das ergab die Nachfrage von Christian Walter, auch die Flüchtlingskinder laut Heinrich Korn einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben.

AfD-Stadtrat Bernd Klingler schlug vor, die Kitas „an Flüchtlingsunterkünfte anzudocken, wo die Kinder zunächst mal deutsch lernen“. Die Leiterin der Kita Mörikestraße, wo acht Flüchtlingskinder aufgenommen worden sind, bescheinigte dem Ausschuss jedoch, dass die Kinder zwar jemand brauchen, der ihre Muttersprache spricht, aber dann „wahnsinnig schnell die deutsche Sprache lernen“, was ihnen und den deutschen Kindern großen Spaß bereite. Kerim Arpad, sachkundiges Ausschussmitglied, regte an, den Kindern in den Unterkünften regelmäßige Sprachförderung anzubieten.

Im Sinne der Integration lehnte Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer Klinglers Ansinnen ab: „Ich finde es gut, dass Flüchtlingskinder mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zusammen in die Kita und später in die Schule gehen.“