Um die 750 Flüchtlingen sind im Westen untergebracht. Foto: dpa

Welche Haltung nehmen wir ein gegenüber den Flüchtlingen, die zu uns in den Stuttgarter Westen kommen? Eine Antworten auf diese Frage hat der Bezirksbeirat West in einer offiziellen Erklärung formuliert, die in der jüngsten Sitzung verlesen wurde.

S-West - Welche Haltung nehmen wir ein gegenüber den Flüchtlingen, die zu uns in den Stuttgarter Westen kommen? Welche Erwartungen haben wir an die Bürger im Zusammenleben mit den Neuankömmlingen? Welche Erwartungen haben wir an die Flüchtlinge? Antworten auf diese Fragen hat der Bezirksbeirat West in einer offiziellen Erklärung formuliert, die in der jüngsten Sitzung verlesen wurde. Sie wird nun in mehrere Sprachen übersetzt, um sie auch den Flüchtlingen zur Kenntnis zu geben.

Der Verantwortung bewusst

In der Stellungnahme heißt es: „Der Bezirksbeirat Stuttgart-West ist sich der Verantwortung bewusst, die der Stadt Stuttgart mit ihren Stadtbezirken und auch den Bürgerinnen und Bürgern aus den Vorgaben unseres Grundgesetzes und aus den internationalen Verflechtungen der Politik unseres Landes erwächst.“ Politik, Verwaltung und die Stadtgesellschaft müssten alles unternehmen, um sowohl kurzfristig für Unterkünfte zu sorgen als auch mittel- und längerfristig eine gute Integration und Teilhabe in einer demokratischen Gesellschaft für die Bleibenden zu ermöglichen. Dabei seien die Stuttgarter ebenso gefordert wie die Flüchtlinge selbst.

„Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger des Stadtbezirks, soweit es ihnen möglich ist, zur Hilfe und zur Integration der Flüchtlinge ihren Beitrag zu leisten und dabei auch Stellung zu beziehen für ein friedvolles Miteinander und gegen Hass, Ausgrenzung und Rassismus. Wir appellieren an die Einwohner unseres Stadtbezirks wie auch an die Flüchtlinge, Geduld für die Lösung dieser Aufgaben und Verständnis für Fragen und noch nicht gelöste Probleme aufzubringen.“ Der Bezirksbeirat wolle seinerseits alles in seiner Macht stehende tun, um den Anforderungen weiterhin gerecht zu werden.

Zweifel der Bürger ausräumen

Schon bislang hatte in dem Gremium große Einhelligkeit beim Thema Flüchtlinge geherrscht. Weder wurde gemurrt, wenn dem Bezirk weitere Flüchtlinge zugewiesen worden waren, noch hatte es Kontroversen gegeben wegen der nunmehr drei zentralen Unterkünften mit ihren fast 750 Bewohnern. Im Grunde bestand keine Notwendigkeit, eine gemeinsame Haltung einzufordern, sie war nämlich schon da. Die gemeinsame Erklärung scheint vielmehr ein Herzenswunsch der Bezirksbeiräte zu sein.

Angeregt dazu wurden sie von einem der jüngsten Mitglieder des Gremiums, CDU-Bezirksbeirat Marcel Wolf. Der 22-Jährige sagt, er habe „einen Denkanstoß“ geben wollen, daraufhin habe sich seine Fraktion getroffen und eine gemeinsame Erklärung des gesamten Bezirksbeirats zum Thema Flüchtlinge vorgeschlagen. Die übrigen Fraktionen zogen mit, und man einigte sich rasch auf Formulierungen.

Wolf berichtet von Mails besorgter Bürger – einem Familienvater etwa, der sich um die Sicherheit seiner Kinder sorge, oder ein Flüchtlingsheimnachbar, der sich über Unordnung beklage. „Man muss die Zweifel der Bürger ernst nehmen und ausräumen“, meint Wolf. Der Bezirksbeirat könne mit seiner unbeirrbar offenherzigen Haltung gegenüber Flüchtlingen verunsicherten Bürgern ein Beispiel sein.