In diesen Containern auf der Nanzwiese wohnen bis zu 40 Menschen. Foto: Horst Rudel

Das Provisorium für die Anschlussunterbringung auf der Nanzwiese in Nürtingen-Roßdorf kann bleiben. Die Suche nach einem Alternativstandort im Stadtteil geht aber weiter.

Nürtingen - Die eigentlich auf drei Jahre befristete Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen und Obdachlosen in den Wohncontainern auf der Nanzwiese im Nürtinger Roßdorf wird wohl in die Verlängerung gehen. Denn sollte es nicht gelingen, in dem Stadtteil bis Ende des nächsten Jahres einen Alternativstandort zu finden, sollen die Container weitere zwei Jahre – also bis Ende 2022 – für die Anschlussunterbringung genutzt werden.

Wohnen unter der 380 000-Volt-Leitung

So ist es der Wille einer hauchdünnen Mehrheit im Nürtinger Gemeinderat. Mit nur einer Stimme Vorsprung votierten die Stadträte der Fraktionen Liberale und der CDU gegen die Stimmen von Nürtinger Liste/Grüne, Freie Wähler, SPD und NT 14 für diese Lösung. Die Verlängerung bezieht sich nicht nur auf die Container auf der Nanzwiese, sondern auch auf jene in der Schlosserstraße im Teilort Zizishausen. Während die Entscheidung zu letzterem Standort einstimmig fiel, ging der Abstimmung zur Nanzwiese eine kontroverse Debatte im Ratsrund voraus.

Die Kritiker der Nanzwiesenbebauung erneuerten die schon vor mehr als zweieinhalb Jahren vorgebrachten Argumente. Direkt über der Nanzwiese verläuft eine 380 000-Volt-Hochspannungsleitung. Befürchtet werden gesundheitliche Beeinträchtigungen durch elektromagnetische Felder. Ein Tüv-Gutachten hält diese Sorge allerdings für unbegründet. Dass der Stadtteil bereits heute hoch verdichtet sei, ist ein weiterer Einwand. Zudem stehe die Glaubwürdigkeit der Politik auf dem Spiel. Denn den Roßdorfern war versprochen worden, dass die Container spätestens nach drei Jahren wieder verschwinden.

Flüchtlinge werden dezentral untergebracht

Auf der anderen Seite steht der Zwang, dass die Stadt anerkannten Flüchtlingen und einer wachsenden Zahl von Obdachlosigkeit bedrohter Bürger ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen muss. Bis 2021 muss das Rathaus für 160 Menschen zusätzlichen Wohnraum schaffen. Die Stadt verfolgt dabei die Linie, Flüchtlinge dezentral auf das Stadtgebiet zu verteilen. Dadurch soll einer Gettobildung vorgebeugt werden. Im Roßdorf, so die Sozialbürgermeisterin Annette Bürkner, seien 17 Standorte untersucht worden. Keiner davon sei als rasche Alternative zur Nanzwiese geeignet – sei es wegen Abständen zum Wald, wegen Altlasten oder auch weil ein Baurecht noch nicht vorhanden sei.