Die Probebohrungen sind abgeschlossen. Bis Ostern räumt die Firma das Gelände am Musberger Örlesweg ab. Die Stadt will hier, und damit in der Nähe des Aktivspielplatzes Wohnraum für Flüchtlinge mit Bleiberecht bauen. Foto: Natalie Kanter

Die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen ist am Dienstagabend in Sachen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zwei Schritte weitergekommen.

Leinfelden-Echterdingen - Die Große Kreisstadt ist am Dienstagabend in Sachen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zwei Schritte weitergekommen. Zum einen hat der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen bei vier Enthaltungen Ja zur Änderung eines Bebauungsplans an der Ecke Stuttgarter Straße/Uhlandstraße in Unteraichen gesagt. Dieser stammt aus dem Jahre 1959 und passt nicht ganz zu den aktuellen Plänen. An der Ecke soll eine dreigeschossige und 45 Meter lange Flüchtlingsunterkunft mit einem Flachdach und Laubengängen entstehen. Sie soll Platz für bis zu 70 Menschen bieten.

Bürgermeisterin Eva Noller beschreibt den Neubau als „langes, schlankes Gebäude“. Es soll sich städtebaulich an den Neubau des Rössle-Areals anlehnen und wie eine Art Lärmschutzwand wirken. Will heißen: Der Straßenlärm in dem Wohngebiet, das westlich des Riegels liegt, wird gemindert. Zunächst werden dort Flüchtlinge mit Bleiberecht und später Menschen mit dünnem Geldbeutel unterkommen, so der Plan. Bezahlbarer Wohnraum soll geschaffen werden.

Kritik an „hässlichem Klotz“

Stadträte der Fraktion L.E.-Bürger/FDP kritisierten die künftige Unterkunft in der Sitzung allerdings als einen „hässlichen Klotz“, der „überhaupt nicht schön sei“. „Ein Baukörper in dieser Länge kann es nicht in die Herzen der Menschen schaffen“, sagte der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haug. Oberbürgermeister Roland Klenk versuchte daraufhin die Gemüter zu beruhigen. Er sagte: „Das Gebäude entsteht an einer prominenten Stelle.“ Es müsse also einem gewissen Anspruch an die Architektur gerecht werden. Die Fassade müsse so gestaltet werden, dass man sich später nicht dafür genieren brauche.

Der zweite Schritt: Unter Vorbehalt hat das Gremium an diesem Abend bei einer Gegenstimme auch Ja zur Planung und zum Bau von zwei Gebäuden am Musberger Örlesweg gesagt. In der Nähe des Aktivspielplatzes sollen künftig 64 Flüchtlinge leben. Die Baustelle soll bereits im Sommer eingerichtet werden.

Altlasten sind nicht zu erwarten

OB Klenk sicherte den Stadträten zu, dass erst dann gebaut werde, wenn Klarheit über die Ergebnisse der zweiten Probebohrung und über die Mehrkosten herrsche, die es aufgrund des schwierigen Untergrunds geben wird. Zur Erklärung: Auf der Fläche wurde nach dem Krieg Bauschutt abgelagert. Dieser Schutt reicht laut Noller an manchen Stellen bis in eine Tiefe von zwölf Metern. Das haben Probebohrungen ergeben. Für die Gründung des Geländes rechnet die Bauverwaltung mit Kosten von 80 000 Euro.

Ob eine Pfahlgründung notwendig ist, oder eine Bodenplatte ausreicht, wird laut Noller gerade geprüft. Insgesamt soll der Bau der Unterkunft nicht mehr als 2,4 Millionen Euro kosten. Auf Nachfrage von Walter Vohl (Freie Wähler) sagte die Verwaltung, dass man auf dem Gelände lediglich Bauschutt finden werde und keine Altlasten oder Ähnliches.

Bohrungen beendet?

Die Bürgermeisterin reagierte auch auf Kritik von Bürgern. Sie sprach von Briefen, in denen unterschiedliche Dinge behauptet wurden. Ein Mann hatte zum Sitzungsbeginn in der Bürgerfrage gesagt, dass Menschen vom Grundstück geschickt wurden. Dies will und kann Noller so nicht bestätigen. Das Gelände dürfe aber bei laufenden Bohrungen nicht betreten werden – der Sicherheit wegen, sagt sie unserer Zeitung.

Unklar blieb, ob diese Arbeiten mittlerweile beendet sind – oder nicht. Laut Wolfgang-Christian Konerth, Leiter des städtischen Amtes für Hochbau und Immobilien sind sie zu Ende. „Wir warten nur noch auf das Ergebnis der zweiten Bohrung“, sagte er. Ein Mann aus dem Publikum behauptete anderes. Noller sagt dazu auf Nachfrage: „Die Arbeiten wurden Anfang dieser Woche beendet.“ Die Firma räume das Gelände bis Ostern ab.