Greise, Kinder und Männer versuchen, dem Schmutz, der Kälte und den Entbehrungen im Zeltlager ein Stück Alltag abzutrotzen. Foto: Franziska Grillmeier

Mehr als 18 000 Menschen sind im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos gestrandet. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, wird die Lage immer schwieriger. Hat die Politik die Menschen vergessen?

Lesbos - Wir brauchen noch Mehl,“ sagt Armita Rahimi*. Ihr Mann greift ganz oben ins Regal und legt noch zwei Packungen in den Einkaufswagen, in dem ihre zwei Töchter sitzen. Danach schieben sie den Wagen mit Öl, Mehl, Windeln und Tomaten zur Kasse. Die zwei Töchter mit bunten Haargummis in den sauber geflochtenen Zöpfen, halten ihre Schokokekse fest, die Eltern arbeiten die Einkaufsliste ab. Nur die schlammverkrusteten Schuhe und die durchweichten Regenjacken verraten, dass auf dem Supermarktparkplatz kein Auto auf sie wartet, in das sie ihre Einkäufe laden können. Sie nehmen den alten Mercedes-Bus, der jede halbe Stunde von der Hafenstadt Mytilini in Europas größtes Flüchtlingslager Moria fährt. Draußen regnet es in Strömen. Der erste Bus ist überfüllt. An den Scheiben kleben Hände, Tüten und Kindergesichter.