Fassade der Pallotti-Kirche in Birkach: Die Diözese will das Gotteshaus für einen Wohnkomplex abreißen Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In Birkach entsteht ein neuer Wohnkomplex, in dem auch Asylbewerber wohnen sollen. Das ist vom Kirchengemeinderat beschlossen, ruft aber auch Kritik hervor. Unklar bleibt vorerst, wer die Mehrkosten für die teureren Flüchtlingswohnungen bezahlt.

Stuttgart - Die geplante Unterkunft für Flüchtlinge, Asylbewerber und Studenten auf dem Gelände der Vinzenz-Pallotti-Kirche ruft in Kirchenkreisen Kritik hervor. „Das Thema wird von den Kirchenoberen dafür missbraucht, den Abriss der Kirche möglichst gut zu verkaufen. Wer kann schon etwas gegen eine Flüchtlingsunterkunft haben“, sagt Matthias Lutz vom zuständigen Kirchengemeinderat St. Antonius.

Der Rechtsanwalt kritisiert auch die Finanzierung des von der Mehrheit des Kirchengemeinderats am vergangenen Freitag beschlossenen Projekts. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Siedlungswerk, so der Plan, wollen auf dem Gelände einen Gebäudekomplex mit 75 Wohnungen bauen. 60 Wohnungen will das Siedlungswerk als Eigentumswohnungen verkaufen. In den restlichen Wohnungen sollen rund 40 Flüchtlinge mit Bleiberecht, 25 Asylbewerber und zwei Dutzend Studenten wohnen.

Land zahlt 139 Euro Miete im Monat für einen Flüchtling

Die rund 23 Millionen Euro, die der Bau voraussichtlich kostet, trägt das Siedlungswerk Stuttgart. Offen jedoch ist die Frage nach der konkreten Finanzierung der Wohnungen für die Asylbewerber. Die Diözese geht davon aus, dass die Mieten dieser Unterkünfte deutlich über jenen von Systembauten liegen, wie sie die Stadt zum Beispiel in Plieningen oder Zazenhausen betreibt. „Das wird sicherlich ein Zuschussgeschäft“, sagt auch Christiane Reim von der Kirchengemeinde St. Antonius. Seitens der Diözese heißt es, dass „interne Verträge zwischen Siedlungswerk und Diözese ausgehandelt werden sollten, wenn es an der Zeit ist“. Ein Architekturwettbewerb ist bis Frühjahr 2015 geplant. Spätestens im Herbst 2016 beginnt der Bau.

Dass die Mietkosten die üblichen Pauschalen für Flüchtlingsunterkünfte überschreiten, ist absehbar. Die einmalige Pauschale, die das Land an Kommunen zahlt, liegt bei 12 566 Euro pro Flüchtling. Für die Miete sind 139 Euro im Monat vorgesehen, bestätigt ein Sprecher des Landesministeriums für Migration. „Zu dem Preis sind natürlich eher günstige Wohnungen zu bekommen, etwa Sozialwohnungen“, so der Sprecher. Im Jahr 2015 hebt das Land die Pauschale auf 13 260 Euro an. Vertreter von Kommunen kritisieren das als zu wenig.